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Wieviel Geld fehlt den Kassen wirklich? Neueste Berechnungen setzten das Minus weit geringer als bisher geschätzt an. (Foto: Stock photo)
> Krankenkassen: Weniger im Minus

Der Hilfeschrei der Krankenkassen war
laut. Das in diesem Jahr angehäufte Defizit mache staatliche Hilfe und
Zusatzbeiträge unumgänglich. Doch eine unabhängige Studie bringt eine
ganz andere Botschaft: Das Minus der Kassen ist bei weitem nicht so
hoch, wie gefürchtet und heraus posaunt. Und: Die Kassen können es
selbst ausgleichen. Weder staatliche Hilfe noch Zusatzbeiträge sind
notwendig.
Mindestens 10 Milliarden Euro fehlen in den Kassen der Kassen. Das war
die depremierende Nachricht aus den Vorstandsetagen der gesetzlichen
Krankenversicherungen von Anfang des Monats. Denn sie bedeutete, dass
die Gesundheitspolitik der ehemaligen Bundesregierung und vor allem der
Gesundheitsfonds gescheitert sind. Dass der Scherbenhaufen nicht ganz so groß wurde, dafür sorgten dann
nachfolgende Berechnungen des Schätzerkreises für die gesetzliche
Krankenversicherung. Der prognostizierte das wahrscheinliche Minus der
gesetzlichen Krankenkassen für das kommende Jahr auf „nur“ 7,5
Milliarden Euro. Die Kassen malten jedenfalls Horrorszenarien an die Wand. Der
Einheitsbeitrag von 14,9 Prozent des Bruttolohnes sollte angehoben
werden. Alternativ müsse der Steuerzuschuss des Staates an die GKV
erhöht werden. Die Koalition hatte den Krankenkassen einen einmaligen
Steuerzuschuss von gut vier Milliarden Euro zugesagt. Außerdem stellten
die Kassen Zusatzbeiträge in Aussicht. Mit dem Gesundheitsfonds sind
solche Zusatzbeiträge, die allein der Versicherte zahlt, bis zu 1
Prozent des Bruttoeinkommens möglich, wenn der Einheitsbeitrag nicht
ausreicht. Doch zu all dem muss es gar nicht kommen. Denn das unabhängige Berliner
IGES-Institut hat noch einmal nachgerechnet und dabei einen Fehlbetrag
von maximal 5 Milliarden Euro festgestellt. Bei einem Defizit dieser
Höhe könnten nach Einschätzung des Instituts die meisten gesetzlichen
Krankenkassen im nächsten Jahr auch ohne zusätzliche Hilfe des Staats
ihre Ausgaben decken. IGES-Geschäftsführer Martin Albrecht sagte dem „Handelsblatt“, dass der
von der neuen Koalition geplante "Rettungsschirm" für die Krankenkassen
"überflüssig" sei, da diese durch angesparte Rücklagen in der Lage
seien, den Fehlbetrag selbständig auszugleichen. "Auch die Höhe dieser
Summe ist schwer nachvollziehbar. Nach unseren Berechnungen führt die
Krise allenfalls zu Einnahmeausfällen von ein bis zwei Mrd. Euro",
sagte Albrecht der Zeitung. Die Kassen halten sich bedeckt. Laut „Handelsblatt“ sagte eine
Sprecherin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen: "Wir
gehen bis zum Beweis des Gegenteils von den Daten des Schätzerkreises
aus. Den geplanten Zuschuss zum Schließen konjunkturbedingter
Finanzlücken begrüßen wir ausdrücklich." WANC 27.10.09/ Quelle: IGES, Handelsblatt
 
 
 
 
 
 
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