Rauchende Jugendliche
Rauchende Jugendliche: Ist diese legale Droge gefährlicher als Ecstasy oder LSD? (Foto: DAK/Wigger)
> Drogen: Tabak und Alkohol gefährlicher als Canabis und LSD

Welche Drogen sind
gefährlicher als andere? Welche haben ein höheres
Suchtpotential? Die gegenwärtige Einstufung scheint der Realität
nicht zu entsprechen. Britische Wissenschaftler bewerten Alkohol und
Tabak gefährlicher als Canabis, LSD und Ecstasy.


Die normale Sucht lässt
sich im Laden kaufen. Wer Alkohol oder Zigaretten genießen
will, kann sie vollkommen legal erstehen. Bestraft wird er nicht.
Dabei bewerten David Nutt und und seine Kollegen von der University
of Bristol die Gefährlichkeit von Alkohol und Tabak höher
ein als von Canabis, LSD und Ecstasy.



In der Liste der
gefährlichsten Drogen führen die illegalen Drogen Heroin
und Kokain vor Barbituraten. Doch auf den Plätzen 5 und 9 folgen
schon die legalisierten Drogen Alkohol und und Nikotin. Erst dahinter
rangieren die verbotenen Drogen Cannabis, LSD und Ecstasy.



Die Wissenschaftler von der
Universität Bristol bemängeln, dass die den
Klassifikationssystemen für illegale Drogen zu Grunde liegenden
Methoden und Prozesse bisher weder spezifiziert noch transparent
sind. So würden manche Drogen trotz geringer wissenschaftlicher
Grundlage in die höchste Risikogruppe eingestuft, wobei diese
Beurteilungen nur selten überprüft werden konnten.



Eine unabhängige
Expertengruppe bewertete das Gefahrenpotential der Drogen neu. Dabei
entdeckte sie, dass trotz der Einstufung der beiden Substanzen mit
der höchsten Gefahrenseinschätzung (Heroin und Kokain) in
Klasse A ein Zusammenhang zwischen der Einstufung nach dem
Betäubungsmittelgesetz und der Gefahreneinschätzung
insgesamt nicht gegeben war. Aus den beiden Gruppen der acht
Substanzen mit der höchsten Punktezahl wie auch der acht mit der
niedrigsten Punktezahl waren drei aus der Klasse A und zwei
nicht klassifiziert. Alkohol, Ketamin, Tabak und Lösungsmittel
(alle zum Zeitpunkt der Bewertung nicht klassifiziert) wurden als
gefährlicher als LSD, Ecstasy und dessen Variante 4-MTA (alle
Klasse A) eingestuft.



Die Autoren folgern: "Die
Ergebnisse dieser Studie liefern keine Begründung für die
scharfe Einteilung in A, B oder C im gegenwärtigen
Betäubungsmittelgesetz. Wir denken, dass ein
Klassifikationssytem nach unserem Muster, basierend auf der
Gefahrenseinschätzung durch Experten, auf der Grundlage
wissenschaftlicher Beweise, weit eher empfohlen werden kann. Das
System ist strikt und transparent, beinhaltet formale quantitative
Bewertungen der verschiedenen Gefahrensaspekte und kann leicht bei
fortschreitendem Wissensstand erneut angewendet werden."



Ganz falsch scheinen die
Wissenschaftler nicht zu liegen. Die Gefahren von Alkohol und Tabak
zu ignorieren und die anderer Drogen zu überschätzen,
gehört zu den leichtesten Übungen unserer Gesellschaft.
Wobei Drogen – gleich welcher Gefahrenstufe – Drogen bleiben und
das Potential zur Sucht immer vorhanden ist.



Die Zahlen
des Bundesgesundheitsministeriums und der Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen belegen, dass die legaliserte Sucht von einer weitaus
größeren Zahl von Menschen genutzt wird, als die harter
Drogen. So sterben an Alkoholmissbrauch in Deutschland 42.000
Menschen jährlich und an Nikotin verenden sogar 110.000
Personen. Zum Vergleich: Illegale Drogen forderten 2006 das Leben von
1326 Menschen.



WANC 27.03.07 Quelle: David Nutt and
others. Development of a rational scale to assess the harm of drugs
of potential misuse. Lancet 2007; 369: 1047

 
 
 
 
 
 
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