Glas Rotwein
Alkohol: In Maßen soll er gesundheitsfördernd wirken, doch viele Deutsche trinken zu viel (Foto: OpenPR)
> Alkoholabhängige: Nur ein Drittel wird behandelt

Etwa 10 Prozent der Bundesbürger
haben einen riskanten Alkoholkonsum, der gesundheitsschädlich
sein kann; rund 1,6 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.
Mehr als 70 Prozent der Alkoholabhängigen bekommen jedoch keine
suchttherapeutische Hilfe. Noch schlimmer sieht es bei der Behandlung
von Medikamentenabhängigen aus.


"Im Suchthilfesystem besteht eine
deutliche Unterversorgung", warnte Dr. Hans-Jürgen Rumpf
vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Nur
ein Drittel der Alkoholabhängigen wird behandelt und nur etwa 15
Prozent der Abhängigen erhält die "klassischen"
Angebote wie eine qualifizierte Entgiftung oder
Entwöhnungsbehandlung. 'Einmal süchtig, immer süchtig'
bedeute aber nicht, dass man eine Sucht nicht behandeln,
bewältigen oder gar überwinden
könne. In der Suchtkrankenhilfe würden insbesondere
verhaltenstherapeutische, system-familientherapeutische und
analytisch-tiefenpsychologische Verfahren zur Anwendung kommen. Nach
einem Jahr intensiver Behandlung lägen die Abstinenzraten bei
ca. 50 Prozent, betonte Rumpf.



Mit einem jährlichen
Pro-Kopf-Verbrauch von 10,1 Liter reinen Alkohol gehört
Deutschland weltweit zu den Ländern mit dem höchsten
Alkoholkonsum; europaweit belegt Deutschland Platz fünf.
Jährlich sterben hierzulande über 70.000 Menschen durch
übermäßigen Alkoholkonsum oder durch kombinierten
Konsum von Alkohol und Tabak.



Auch der Verbrauch von Arzneimitteln
mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial ist in Deutschland
hoch; besonders häufig sind Frauen und ältere Menschen
betroffen. Die Zahl der Arzneimittelabhängigen, insbesondere
derer von Benzodiazepinen und Schmerzmitteln, schätzen die
Experten auf ca. 1,4 Millionen. "Wenn die Verschreibungen in
diesen beiden Gruppen über die letzten Jahre auch rückläufig
zu sein scheinen, kann doch keine Entwarnung gegeben werden",
sagte Prof. Dr. Fritz Hohagen, Direktor der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum in
Lübeck.



Bei der Entwöhnungsbehandlung von
Medikamentenabhängigen gebe es noch weitaus größere
Defizite als bei Alkoholabhängigen. Nur wenige Betroffene nähmen
suchtspezifische Hilfen in Anspruch. Bei der Bewilligung ambulanter
und stationärer Entwöhnungsbehandlungen lägen diese
jeweils bei unter einem Prozent der Gesamtbewilligungen, so Hohagen.



WANC 12.01.07/Quelle: Bundesärztekammer

 
 
 
 
 
 
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