Übergewichtige beim Baden
Übergewicht: Ab einem BMI von 30 sinkt die Lebenserwartung um durchschnittlich 6,7 Jahre (Foto: pte)
> Übergewicht lässt Lebenserwartung sinken

Die
Deutschen sind das dickste Volk Europas. Jetzt soll die Initiative
der Bundesregierung „Fit statt fett“ für ein Umdenken
sorgen. Doch nicht nur bei uns greift die Epidemie Übergewicht
um sich. Ein Experte warnt jetzt, dass Adipositas die Lebenserwartung
erheblich senkt.


Jeder
dritte Herzinfarkt und jeder vierte Schlaganfall ist indirekt die
Folge von Übergewicht, betont Professor Ulrich Keil von der
Universität Münster. Übergewichtig sind Menschen ab
einem Body-Mass-Index (BMI) von 25. Der BMI errechnet sich auf dem
Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der
Körpergröße in Metern. Ab einem BMI von 30 liegt eine
krankhafte Fettleibigkeit vor: die Adipositas.



Übergewicht
führt auch zu Diabetes und tritt häufig zusammen mit
Bluthochdruck und hohen Blutfettwerten auf, berichtet Keil.
Adipositas ist ein tödliches Risiko. Als unabhängiger
Risikofaktor für die Gesamtsterblichkeit steht die
Fettleibigkeit nach Berechnungen der Forschung in Deutschland an
vierter Stelle. Sie ist verantwortlich für 7,1 Prozent aller
verloren gegangenen gesunden Lebensjahre, sagt Professor Keil. Nach
US-Studien verlieren adipöse Menschen 6-7 Lebensjahre, extrem
Fettleibige (BMI ab 40) sogar 5 bis 20 Jahre.



Auch
in Deutschland ist fast ein Viertel aller Menschen fettleibig. Seit
1985 hat der Anteil bei den Frauen um 39 Prozent und bei den Männern
um 44 Prozent zugenommen, warnt Keil, der keine Wende in der
Entwicklung sieht. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche seien in
Deutschland übergewichtig (1,9 Mio.) oder fettleibig (800.000).
Oft sind die Kinder bereits bei der Einschulung zu dick.



Der
Grund liegt in der ungesunden Ernährung und im Medienkonsum.
Keil: Adipöse Kinder verbringen 30 Prozent mehr Zeit vor dem
Fernseher und dreimal so viel Zeit vor dem Computer. Diese Kinder
würden mehr Fast Food, Süßigkeiten, Chips und Pizza
konsumieren, während Früchte und Gemüse zu kurz kämen.
Viele Eltern sind nach Einschätzung des Experten nicht mehr in
der Lage, ihren Kindern eine gesunde Ernährung zu bieten.



Deshalb
müssten vor allem die Schulen größeres Engagement
zeigen. Das Rezept des Epidemiologen: Schulspeisungen, mehr
Sportunterricht und die Entfernung von Softdrink- und Snackautomaten.
Wenn dies nicht gelinge, sei die Fettsuchtwelle nicht mehr zu
stoppen. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr:
"Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, da
Lebensstilfaktoren wie körperliche Inaktivität und
ungünstige Ernährungsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit im
Lebenslauf beibehalten werden", sagt Keil.



WANC
11.05.07 Quelle:
C. Prugger, U. Keil: Entwicklung der Adipositas in Deutschland -
Größenordnung, Determinanten und Perspektiven. DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (16): S. 892-897

 
 
 
 
 
 
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