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Vitamin- und Mineralienpillen können der Leber schwerste Schäden zufügen (Foto: Stock photo)
> Nahrungsergänzungsmittel können die Leber schädigen

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel
boomt. Doch was gesund sein soll, schadet oft dem Körper. So reagiert
die Leber reagiert mitunter sehr empfindlich auf Chemikalien, die wir
dem Körper zuführen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Medikamente.
Aber auch einige Nahrungsergänzungsmittel - Mineralien und Vitamine –
können der Leber schwere Schäden zufügen.
  „Die Hersteller verbuchen mitunter Milliarden-Umsätze, ohne dass sie
nachweisen müssen, dass ihre Präparate überhaupt von Nutzen sind“,
beklagt Prof. Dr. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum
München. Neuerdings würden sogar sogenannte „Leberschutzfaktoren” zur
Nahrungsergänzung angeboten. Möglicherweise sei dies eine Reaktion auf
Berichte über den Lebertod von Menschen, die Medikamente wie den
Blutzuckersenker Troglitazon oder das Beruhigungsmittel Johanniskraut
eingenommen haben. Laut Göke ist jedoch eine Schutzwirkung für keinen der
„Leberschutzfaktoren“ belegt. Der Experte sieht auch keinerlei
sinnvolle Anwendungsgebiete für Nahrungsergänzungsmittel: „Es ist
zumindest in Deutschland, nahezu ausgeschlossen, in eine
ernährungsbedingte Mangelsituation zu geraten.“   Der Mediziner weist dagegen auf Gefahren für die Leber, die von
Nahrungsergänzungsmitteln ausgehen, hin. Vor allem, wenn diese über das
Internet bezogen werden: “Viele Präparate sind verunreinigt oder
enthalten andere Substanzen, als angegeben sind.” Einige Fälle sind dazu bekannt: In Israel erkrankten mindestens 22
Menschen nach Anwendung von Produkten des Herstellers Herbalife an
Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Gelbsucht (Journal of
Hepatology 2007 47: 514-420). In fünf Fällen scheint die Beweislage für
den Experten zwingend. „Den Betroffenen wurde geraten, die Mittel
abzusetzen. Nachdem sich die Leber wieder erholt hatte, verwendeten die
Patienten die Produkte erneut, mit dem Ergebnis, dass sich die
Leberwerte wieder deutlich verschlechterten.” Die verursachende
Chemikalie konnte nicht ermittelt werden, da der Hersteller die
Zusammensetzung des Produktes nicht offen legt.   Im Verdacht, die Leber zu schädigen, stehen auch Kurkuminextrakte, die
als nebenwirkungsfreie, weil pflanzliche Schmerzmittel beworben werden.
In einem Fall wurde in den Präparaten jedoch der Arzneistoff Nimesulid
nachgewiesen. Warnt Göke: “Dieses Schmerzmittel ist wegen seiner
leberschädigenden Wirkung in Europa nicht mehr zugelassen.”   Schwere Leberschädigungen traten auch unter dem
Nahrungsergänzungsmittel Hydroxycut auf, das als Schlankmacher
vermarktet wird. Nach mehreren schweren Erkrankungen warnte die
US-Arzneibehörde im letzten Jahr dringend vor der Einnahme. Auch hier
konnte der Auslöser nicht gefunden werden, weil der Hersteller seine
Rezeptur verschweigt oder verändert.   Der Leberexperte rät daher Ärzten, alle Patienten mit Leberbeschwerden
– dazu gehören Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Oberbauchbeschwerden –
nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel zu fragen: „Bei Verdacht
auf einen Leberschaden sollte die Einnahme sofort gestoppt werden.“ WANC 15.09.10, Quelle: Viszeralmedizin 2010, J Hepatol. 2007
Oct;47(4):514-20. Epub 2007 Jul 26., Bundesamt für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit, FDA
 
 
 
 
 
 
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