> Auch E-Zigaretten lassen die Lunge nicht in Ruhe

Wer „normale“ Zigaretten raucht, der setzt seinen Körper Gesundheitsgefahren aus, die ziemlich genau untersucht wurden. Wer dagegen E-Zigaretten nutzt, die im Grunde keine wirklichen Zigaretten, sondern Verdampfer von Flüssigkeiten sind, der weiß nicht genau, worauf er sich einlässt. Die Werbung für E-Zigaretten verspricht zwar  nicht gerade ein gesundes, aber dafür ein weniger schädliches Rauchen. Doch selbst das ist nur wenig untersucht. Erstaunlich. Erst jetzt beginnen Mediziner, sich mit der Materie auseinander zu setzen. Dabei zeigt sich, das sich die Erwartung vom weniger schädlichen Rauchen möglicherweise als Trugschluss herausstellt.

Dr. Mehmet Kesimer, Professor für Pathologie an der Universität von North Carolina, meint: „Es gibt eine große Konfusion darüber, ob E-Zigaretten sicherer als Tabakzigaretten. Mit der Untersuchungen des Potentials möglicher Nebenwirkungen von E-Zigaretten wird gerade erst begonnen. Die Ergebnisse unserer Studien lassen vermuten, dass E-Zigaretten genauso schlecht wie andere Zigaretten sind.“ Das mögen viele vielleicht gar nicht gerne hören.

In der Studie wurden  15 E-Zigaretten-Raucher, 14 Zigaretten-Raucher und 15 Nicht-Raucher untersucht. Die Zigaretten-Raucher rauchten täglich etwa elf Zigaretten, die E-Zigaretten-Raucher inhalierten etwa 280 Züge am Tag. Das Rauchen von E-Zigaretten veränderte im Vergleich zu den Nichtrauchern 81 Proteine in den Atemwegsschleimhaut - genauer im Sputum, das ist der ausgehustete Schleim in den Atemwegen. Bei den Zigarettenrauchern waren es 44 Proteine.

Darunter waren einige, von denen man weiß, dass sie sich bei Rauchern verändern, beispielsweise Aldehyde Dehydrogenase  (ALDH3A1), Microseminoprotein beta (MSMB), Nucleobindin-1 (NUCB1), Antithrombin (AT). Gefunden wurden auch Proteine, die auf oxidativen Stress reagieren. Alle diese Proteine sind in Aktion, wenn es zu eine Aktivierung von Neutrophilen Granulozyten geht. Das sind ganz besondere weiße Blutkörperchen, die dazu bestimmt sind, Krankheitserreger zu bekämpfen. Das ist u.a. bei bakteriellen Infekten der Fall, bei Herz- und Lungenproblemen, bei Leukämie und Knochenmarkserkrankungen.

Im Vergleich zu Zigarettenrauchern hatten E-Zigaretten-Nutzer viel höhere Werte bei den Neutrophilen Granulozyten, was auf Dauer zu entzündlichen Lungenerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Lungenfibrose (Schädigung des Lungengewebes) führen kann. Auch die Bildung von sogenannten NETs (Neutrophil Extracellular Traps, das sind vom Körper ausgeworfene Netze, um infektiöse Bakterien einzufangen) waren bei E-Zigaretten-Rauchern deutlich höher. Was sich als eigentlich als nützlich darstellt, erweist sich in einem Dauerzustand als für Organe - z.B. das Herz - schädigend.

In anderen Bereichen sind E-Zigaretten nicht schädlicher aber auch nicht weniger schädlich als Tabak-Zigaretten. Das ist bei Proteinen, die auf oxidaten Stress und das Ingangsetzen von Abwehrmaßnahmen bei Lungenerkrankenungen reagieren, der Fall. Außerdem bei Schleimsekreten, die in Verbindung mit einer chronischen Bronchitis, der krankhaften Ausweitung und Vereiterung der Atemwege (Bronchiektasie), Asthma und pfeifendem Atem gebracht werden.

Kesimer meint, dass man E-Zigaretten mit Zigaretten eigentlich gar nicht so richtig vergleichen kann. Er bewertet die Ergebnisse so: „E-Zigaretten können die Lunge ebenfalls schädigen, wobei der Schaden vergleichbar aber auch ganz anders als bei anderen Zigaretten sein kann. Es ist deshalb fraglich, ob E-Zigaretten tatsächlich die gesündere Alternative sind.“

24.10.2017 cs/ Quelle: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine

 
 
 
 
 
 
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