> Herz und Kreislauf: Die Gefahren von Luftverschmutzung und Ernährung

Wenn es Probleme mit Herz und Kreislauf gibt, dann können viele Gründe dahinter stecken. Aus Studien wird immer deutlicher, dass es der in modernen Industriegesellschaften übliche Lebensstil und die damit verbundenen Umwelteinflüsse sich erheblich auf unsere Gesundheit auswirken. Und zwar negativ. Eine neue Untersuchung belegt jetzt, dass insbesondere industriell hergestellte Lebensmittel, Ernährungsgewohnheiten und Luftverschmutzung die Zellen von Herz und Kreislauf direkt schädigen.

Dr. Judith Haendeler und Dr. Klaus Unfried vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf haben fest gestellt, dass Umweltfaktoren aus der Nahrung und der Außenluft das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. So haben sie beobachtet, wie Fruktose und „ungesundes“ Cholesterin LDL, die in vielen industriell gefertigten Nahrungsmitteln enthalten sind, zu einer drastische Vergrößerung der Herzmuskelzellen führen, was einer krankhaften Herzvergrößerung entspricht. Zudem stellten sie eine erhöhte Anzahl von Gefäßmuskelzellen und eine Beeinträchtigung der Funktion von Endothelzellen, der innersten zellulären Auskleidung der Blutgefäße, fest. Beides kann einen Gefäßverschluss nach sich ziehen, was dann einen Herzinfarkt auslösen kann.

Fruchtzucker kommt natürlicherweise in Früchten vor und wird im Gegensatz zum Traubenzucker vom Körper unabhängig vom Hormon Insulin verstoffwechselt, sodass sich selbst ein gesunder Mensch nicht auf erhöhte Mengen dieses Zuckers einstellen kann, erklären die Wissenschaftler. Die durch den Verzehr von Früchten üblicherweise aufgenommenen Mengen sind ungefährlich. Allerdings stamme ein hoher Anteil der Zuckeraufnahme aus industriell gefertigten Nahrungsmitteln, wie z.B. handelsüblichen Softdrinks, die mit Fruchtzucker angereicherten Sirup aus Maisstärke (high-fructose corn syrup) enthalten. Dieser „versteckte" Fruchtzucker trage entscheidend zu der gesamten Zuckermenge bei, die wir täglich zu uns nehmen. Die American Heart Association hat schon im Jahr 2009 darauf hingewiesen, dass die Aufnahme an zusätzlichem Zucker reduziert werden sollte. Deshalb sollten Frauen täglich nicht mehr als 100 kcal und Männer nicht mehr als 150 kcal von diesem Zucker aufnehmen. Das entspricht nicht mehr als einem Glas einer Limonade.

Die Luftverschmutzung ist Ergebnis des Ausstosses von Kohlenstoffpartikeln, entweder von Abgasen der Industrie oder von Autos. Ähnliche Partikel werden auch zur Herstellung von Druckertonern verwendet. Partikel-Konzentrationen, wie wir sie täglich, nicht nur in hochbelasteten Gebieten, einatmen, führen zu einem Funktionsverlust sowohl in Lungenzellen, als auch in Gefäßzellen. Beide Zelltypen zeigten bei Luftverschmutzung, wie sie beispielsweise in verkehrsreichen Städten vorkommt, Veränderungen, wie sie auch beim Altern auftreten, d.h. in einer Situation, in der Lunge und Herz-Kreislaufsystem nicht mehr optimal funktionieren. Zur Verringerung der Luftbelastung mit Feinstaubpartikeln sollen EU-weit Massnahmen ergriffen werden, wie die Einführung von Umweltzonen. Doch auch damit lassen sich Kohlenstoffpartikel nicht vollständig aus der Luft verbannen, da diese bei nahezu allen Verbrennungsprozessen entstehen.


Berliner Ärzteblatt 19.10.2012/ Quelle: Experimental Gerontology, doi.org/10.1016/j.exger.2012.03.017

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