Frau beim Blutdruckmessen
Bluthochdruck: Wenn er bei Frauen schlecht eingestellt ist, ist das Risiko doppelt so hoch wie bei Männern (Foto: DAK/Wigger)
> Frauen sterben häufiger nach Herzinfarkt als Männer

Wenn Frauen einen Herzinfarkt bekommen,
dann sterben sie viel häufiger daran als Männer. Warum das
so ist? Meist ist der Gesundheitszustand von Frauen vor dem Eintritt
des Herzinfarkts schlechter. Frauen leiden öfter als Männer
an Herzinsuffizienz und sind durchschnittlich acht Jahre älter.
Andere Studien belegen, dass bei Frauen die koronare Herzkrankheit
(KHK) noch immer unzureichend diagnostiziert und therapiert wird.


Frauen erleiden zwar weniger häufig
einen Herzinfarkt als Männer. Wenn sie aber davon betroffen
sind, hat das deutlich gravierendere gesundheitliche Konsequenzen,
berichtet Dr. Monica Masotti (Thorax Institut Barcelona, Spanien):
"Unsere Studie zeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei Frauen
nach einer Öffnung der verstopften Koronararterien durch eine
perkutane Koronarintervention mittels Katheter deutlich höher
war als bei Männern."



Das spanische Forscherteam hatte
zwischen Januar 2002 und Dezember 2006 insgesamt 529 Patienten
untersucht, an denen nach einem Herzinfarkt ein Kathetereingriff zur
Öffnung der Arterien durchgeführt wurde, 417 Männer
und 112 Frauen. In allen Fällen lag zwischen dem Auftreten
der ersten Symptome und dem Eingriff ein Zeitraum von weniger als
12 Stunden.



Die untersuchten Frauen unterschieden
sich hinsichtlich einer Reihe von Faktoren von ihren männlichen
Leidensgenossen: Frauen waren mit durchschnittlich 69 Jahren
älter als die männlichen Patienten (durchschnittlich 61),
hatten häufiger Diabetes (Frauen: 32 Prozent; Männer
26 Prozent) und litten öfter an Herzinsuffizienz (Frauen:
14 Prozent; Männer: 8 Prozent), rauchten aber deutlich
seltener (Frauen: 25 Prozent; Männer 67 Prozent).



Die Sterblichkeitsrate nach dem
Eingriff lag bei Frauen mit 18 Prozent deutlich höher als
bei Männern mit 8 Prozent. "Dies ist vor allem darauf
zurückzuführen, dass die betroffenen Frauen öfter als
Männer an Herzinsuffizienz litten und um durchschnittlich acht
Jahre älter waren", erklärt Dr. Masotti. Die höhere
Sterblichkeit habe also damit zu tun, dass schon vor dem Eintritt des
Herzinfarkts der Gesundheitszustand von Frauen schlechter war.
"Daraus ist abzuleiten, dass Frauen früher zum Arzt gehen
sollten, um ihr Herzrisiko zu identifizieren und entsprechend zu
reduzieren", empfiehlt die Expertin.



Unterstützt wird diese Erfahrung
durch Studien in Österreich. Die Kardiologin Andrea
Podczeck-Schweighofer vom Wiener Kaiser Franz Josef Spital moniert,
dass in der breiten Bevölkerung das Risiko von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen immer noch weit unterschätzt
wird. Im Vergleich zu Männern liege die Sterblichkeitsrate bei
kardiovaskulären Erkrankungen bei Frauen wesentlich höher
als bei Männern.



Die Expertin: "Trotz zunehmender
Morbidität und Mortalität wird bei Frauen die koronare
Herzkrankheit (KHK) klinisch noch immer unzureichend diagnostiziert
und therapiert. Besonders die Koinzidenz von Diabetes und KHK führt
bei weiblichen Patienten zu einer überdurchschnittlichen
Sterblichkeit." Bluthochdruck und Diabetes wirkten sich bei
Frauen wesentlich schlimmer aus als bei Männern. "Ein
schlecht eingestellter zu hoher Blutdruck birgt für Frauen ein
doppelt so hohes Risiko als bei Männern", erklärt die
Medizinerin.



Daher müsse man besonders vor den
Risikofaktoren, wie etwa dem Zigaretten-Rauchen, warnen. "Im
Vergleich von 100 Rauchern mit 100 Raucherinnen, sind die
Folgen bei Frauen um einiges gefährlicher als bei Männern",
so die Medizinerin. Das bedeute, dass Frauen eben um ein Vielfaches
mehr gefährdet seien als Männer.



„Es ist dringend notwendig das
Bewusstsein für die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei
Frauen zu schaffen", meint die Kardiologin. Das gelte nicht nur
für die Betroffenen, sondern auch für die Mediziner. Die
Risikofaktoren sind allen gut bekannt. Dazu gehören
Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und Rauchen. "Es ist
von großer Wichtigkeit auch Symptome, die nicht eindeutig sind
- wie etwa Drücken im Zwerchfell, Enge- oder Druckgefühle -
ernst zu nehmen und ärztlichen Rat einzuholen. Viele dieser
Symptome können Vorboten von Durchblutungsstörungen sein."



WANC 04.09.07

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS