Frau
Bei Frauen sind die Zeichen für einen Herzinfarkt anders als bei Männern (Foto: DAK/Scholz)
> Herzinfarkt bei Frauen: Vorboten werden häufig übersehen

Herzinfarkt deutet sich bei Frauen anders an als bei
Männern. Die frauenspezifischen Vorboten – wie Herzklopfen, Luftnot und das
kurzzeitige Schwarz-vor-den-Augen-Werden - werden selbst von Fachärzten häufig
übersehen.


Ein Herzinfarkt ereignet sich selten aus heiterem Himmel.
Die meisten Menschen leiden schon Jahre vorher an einem Vorboten, der Angina
pectoris. Bei Männern kommt es – meist nach körperlicher Belastung – zu einem
Brustschmerz, der in den Hals und linken Arm ausstrahlen kann. Für den Arzt ein
klarer Hinweis, dass eine Untersuchung des Herzens notwendig ist.



Frauen leiden häufiger unter Herzklopfen und Luftnot oder es
wird ihnen kurz schwarz vor Augen. Dies sind Beschwerden, die Ärzte zunächst
nicht an eine Verengung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit, KHK),
denken lassen, wie Dr. Uwe Zeymer vom Herzzentrum Ludwigshafen in der
Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" berichtet.



Selbst Fachärzte lassen sich täuschen. Zu den häufigsten
Untersuchungen in ihrer Praxis zählt ein Belastungstest auf dem
Fahrradergometer. Bei fast drei Vierteln aller Männer, die hier Schmerzen oder
Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) haben, zeigt sich später im
Herzkatheter eine Verengung der Herzkranzgefäße.



Bei den Frauen sind es weniger als die Hälfte. Auch andere
Hinweise, wie ein früherer Herzinfarkt oder eine Zuckerkrankheit (Diabetes
mellitus), sind bei Frauen seltener, wie Zeymer anhand einer Auswertung eines
Krankenregisters belegt. Hier melden 99 deutsche Herzzentren ihre Patienten.



Damit Frauen mit KHK nicht übersehen werden, rät Zeymer
seine Kollegen zu einer genauen Untersuchung. Auch die Risikofaktoren für die
KHK sollten in die Entscheidung für eine Herzkatheteruntersuchung mit
einfließen. Dort kann dann durch Erweiterung des Kranzgefäßes
(Ballondilatation) und Platzieren eines Stents einem späteren Infarkt
vorgebeugt werden.



Die wichtigsten Risikofaktoren für den Infarkt sind erhöhte
Cholesterin- und Blutzuckerwerte, Veränderungen im EKG und Tabakrauchen. Alle
diese Risikofaktoren haben in den letzten Jahrzehnten bei Frauen zugenommen.
Dr. Zeymer rechnet deshalb fest damit, dass auch die Zahl der Herzinfarkte bei
Frauen weiter ansteigt. Umso wichtige seien die Früherkennung und eine
rechtzeitige Katheterbehandlungen.



WANC 06.06.06 Quelle: J. Friedrich et al.: Prädiktiver Wert eines Ischämietests bei
Männern und Frauen mit stabiler Angina pectoris im Klinikalltag, Deutsche
Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (19)

 
 
 
 
 
 
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