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Arbeitsplatz Büro: Inwieweit die Stäube von Druckern und Kopierern die Gesundheit gefährden, ist immer noch umstritten
> Tonerstaub: Risiken geklärt?

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA) meldet: “Risiko für Erkrankungen durch
Tonerstaub geklärt.“ Doch geklärt ist nichts. Die Überschrift der
Meldung führt komplett in die Irre.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) poltert
ganz schön los: “Die Medien greifen immer wieder mögliche Gefährdungen
von Beschäftigten im Büro durch Tonerstäube aus Laserdruckern und
Kopierern auf. Titel wie "Der Tod aus der Tonerkartusche" verunsichern
viele Beschäftigte, die mit Laserdruckern und Kopieren arbeiten.” Die
Medien sind also mal wieder an allem Schuld. Und dann meldet die BAuA vordergründige Entwarnung: “Risiko für
Erkrankungen durch Tonerstaub geklärt.“ Wunderbar, denkt man sich. Denn die Bundesanstalt hat eine Abschätzung des Krebsrisikos durch
Tonerstäube vorgenommen, die auf den bislang bekannten Belastungsdaten
beruht: “Danach besteht für Beschäftigte im Büro kein Anlass zur
Besorgnis. Dies gilt auch für Servicetechniker und Beschäftigte in
Recyclingbetrieben, wenn die Staubbelastung durch geeignete Maßnahmen
gering gehalten wird.” Hintergrund für die erschreckenden Meldungen der bösen Medien sind
Tierexperimente, erklärt die BAuA, bei denen Tonerstaub eine
krebserzeugende Wirkung gezeigt hat. “Das Risiko für Beschäftigte,
aufgrund von Tonerstäuben am Arbeitsplatz an Krebs zu erkranken, ist
allerdings sehr gering. Erst bei einer Belastung von 60 Mikrogramm pro
Kubikmeter wird das kürzlich vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales beschlossene Akzeptanzrisiko
für krebserzeugende Stoffe am Arbeitsplatz überschritten.” Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigten, dass
die Raumluft an Büroarbeitsplätzen weniger als 30 Mikrogramm
lungengängigen Tonerstaub pro Kubikmeter enthält. Bei Servicetechnikern
wurden Konzentrationen in einer Größenordnung von 50 Mikrogramm, beim
Recycling von Kartuschen von 60 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.
Damit liegen die derzeit bekannten Belastungen im akzeptablen Bereich. Zusätzliche Schutzmaßnahmen müssten daher in Büros nicht ergriffen
werden. Aus Vorsorgegründen sollten dennoch die in den Merkblättern der
BAuA empfohlenen Maßnahmen beachtet werden. Dazu gehört beispielsweise,
dass Gruppendrucker in einem getrennten Raum stehen. Bei
Servicearbeiten und beim Recycling sollten besondere Schutzmaßnahmen
ergriffen werden. Aua. Wieso soll man Schutzmaßnahmen ergreifen, wenn doch alles so wunderbar ok ist? Seltsam. Da stellen sich einem doch gleich noch ein paar mehr Fragen.
Beispielsweise: Es wird von Belastungen im aktzeptablem Bereich
gesprochen. Die wurden von einem Ausschuss auf 60 Mikrogramm pro
Kubikmeter festgelegt. Wer sagt, dass das wirklich akzeptabel ist? Wie
sicher sind die Annahmen oder Studien, die diesen Ausschuß zu dieser
Festlegung haben kommen lassen? Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet jedenfalls damit, dass
bereits 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft eine Verkürzung der
Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um ein halbes Jahr bewirken.
Und was ist mit der Untersuchung der Universität Rostock, die eindeutig
feststellt: “Die Untersuchungen lassen keinen Zweifel zu: Tonerstaub
ist eine weitere Ursache für Lungenkrebs.“ Und noch eines. Je kleiner die Partikel, desto gefährlicher ist
Feinstaub. Das glauben jedenfalls die Wissenschaftler. "Bei größeren
Staubpartikel gibt es verschiedene Abwehrmechanismen des Körpers",
umschreibt Dr. Ulrich Franck vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle
(UFZ) das Problem. "Gegen kleinere Partikel hat der Mensch dagegen
keine solchen Abwehrmechanismen." Von all diesen Fragen etwas verunsichert, blickt man dann in die
Veröffentlichung “Tonerstäube am Arbeitsplatzdes” BAuA, um sich
Sicherheit zu besorgen. Doch dort liest es sich dann so: “Insgesamt
gesehen reichen die Daten aus den epidemiologischen Studien und Fallberichten für eine abschließende Bewertung der Wirkung
von Tonerstäuben auf den Menschen am Arbeitsplatz nicht aus.” Hallo? Was soll das? Wer soll hier in die Irre geführt werden? Oder
will man mit oberflächlichen Berichten die Menschen in trügerischer
Ruhe wiegen? WANC 11.12.08, Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
 
 
 
 
 
 
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