Wer glücklich in seiner Beziehung leben will, sollte seinem
Partner nicht alles offenbaren. Ob ein verstecktes Tagebuch oder ein
gelegentlicher Flirt - persönliche Geheimnisse erfüllen wichtige Funktionen: „Sie
entlasten eine Beziehung von der Anstrengung, alles und jedes verstehen und
akzeptieren zu müssen", erklärt der Paartherapeut und Autor Michael Mary in der Zeitschrift Vital.

Und Geheimnisse seien auch Formen der gegenseitigen
Rücksichtnahme und Schonung. Neue Studien belegen zudem, dass mehr als die
Hälfte aller Menschen, die in einer Partnerschaft leben, ein oder mehrere Geheimnisse
haben.

Partner brauchen nach Ansicht des Experten neben aller Liebe
auch das Gefühl, ein eigener und damit unterschiedlicher Mensch zu sein. Und
daher erzähle man dem anderen einfach nicht alles. „Das ist auch völlig in
Ordnung, weil Liebe vom Eindruck des Verstehens und nicht von gegenseitiger
Kontrolle lebt", erläutert Mary.

Dennoch gebe es auch Geheimnisse, die sich negativ auf die
Partnerschaft auswirkten. Das gelte beispielsweise dann, wenn man nur seinem
Tagebuch anvertraue, dass man in der Beziehung leidet oder sich durch das
Verhalten des anderen gestört fühlt. Denn damit gehe man einerseits auf Distanz
und nehme dem anderen die Chance, sich anders zu verhalten, betont Mary.

Wer von Geheimnissen des Partners erfährt, sollte sich klar
machen, was er selber verheimlicht. Dann sei es kein Problem mehr sondern werde
zur Grundlage von Respekt, betont der Experte. Wer dem Partner seine
Geheimnisse nicht lassen und sie ansprechen wolle, der gehe ein Risiko ein. Das
gelte vor allem dann, wenn man den anderen nötige, sich zu erklären.

WANC 17.05.06