> Kalzium: Gefahr für das Herz - oder doch nicht?

Kalzium kann das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Das zumindest haben einige Studien zum Zusammenhang zwischen der Einnahme von Kalzium-Nahrungsergänzung und kardiovaskulären Erkrankungen ergeben. Nun zeigt eine über einen langen Zeitraum laufende Untersuchung, dass Supplemente die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall möglicherweise doch nicht steigern.

Bis zu 27% erhöhte sich das Risiko für einen Herzinfarkt, wer täglich über 1000 mg eines Kalziumpräparates einnahm. Die Meldung machte viele schon deshalb nachdenklich, weil Kalzium unserer Gesundheit und vor allem der Festigkeit unserer Knochen hilft. Und eigentlich ging man davon aus, dass Kalzium das Herz schützt, weil es Blutdruck, Cholesterin und Blutzenker senken soll. Doch im vergangenen Jahr veröffentlichte Untersuchungen rüttelten an diesem positiven Bild. Denn die zusätzlich Einnahme von Kalziummitteln sorgte für ein Mehr an kardiovaskulären (Herz, Gefäße) Risiken.

Doch nun wird eine Studie veröffentlicht, die offensichtlich beruhigen soll. Ausgewertet wurden die während 24 Jahren erhobenen Daten - von 1984 bis 2008) von 74.245 Frauen. In diesem Zeitraum Wurden 4.565 Vorfälle, 2709 Herzinfarkt und 1856 Schlaganfälle, ermittelt. Diejenigen Frauen, die pro Tag mehr als 1000 mg Kalzium einnahmen, hatten ein vermindertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen von 18%, für Herzinfarkte waren es minus 19% und für Schlaganfälle plus 3%.

Die Daten sagen aber auch aus, dass die Frauen, die Kalziumsupplemente nutzten, grundsätzlich gesünder lebten: Sie bewegten sich mehr, sie rauchten weniger und sie nahmen weniger der sogenannten Transfette zu sich. Transfettsäuren erhöhen den LDL-Cholesterin im Blut und sollen koronare Herzkrankheiten mitverursachen.

Nun sind die Erkenntnisse dieser Studie gar nicht so sensationell. Denn auch in früheren Studien, die allerdings beiderlei Geschlechts untersuchte, stellte sich heraus, dass von der übermäßigen Kalziumeinnahme vor allem Männer und viel weniger Frauen betroffen sind. Warum die Geschlechtsverteilung des Risikos vorliegt, kann oder will bisher niemand so recht erklären. Außerdem liefern die Studien viele Hinweise dafür, dass die Gefahr insbesondere von den Nahrungsergänzungsmittel ausgeht. Kalzium aus der ganz normalen Nahrung schien dagegen viel unproblematischer zu sein.

Ob Kalziumtabletten nun eher helfen oder eher schaden? Eines stellt sich als relativ gesichert heraus: Den Schutzeffekt einer extra hohen Kalziumzufuhr für das Herz darf man nicht überbewerten, wahrscheinlich ist er sogar eher gering. Die Gefahren betreffen vor allem Männer, die sollten mit der Kalzium-Nahrungsergänzung sehr vorsichtig und bedacht umgehen.

Berliner Ärzteblatt 19.05.2014/ Quelle: Osteoporosis International

 
 
 
 
 
 
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