Kalziumpräparate können, in größeren Mengen eingenommen, die Entstehung von Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen
> Kalzium: Schützt die Knochen, gefährdet die Blutgefäße
Kalzium – vor allem ältere Menschen
nehmen es oft in hohen Dosen, um der Osteoporose (Knochenschwund, der
durch eine Abnahme der Knochendichte entsteht) vorzubeugen. Doch die
positive Absicht hat ihre negativen Begleiterscheinungen. Vor denen
warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM):
Kalziumpräparate können, in größeren Mengen eingenommen, die Entstehung
von Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Deshalb sollten diese nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen
werden.
  Kalzium ist ein lebenswichtiges Mineral. Im Körper ist es zu 99 Prozent
in Zähnen und Knochen gebunden. Ein Mangel führt zu Osteoporose und
Knochenbrüchen. „Deswegen ist eine ausreichende Kalziumzufuhr vor allem
bei älteren Menschen äußerst wichtig”, beschreibt DGIM-Vorsitzender
Prof. Dr. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I am
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, die positiven
Effekte. Die Schattenseite: Kalzium kann sich in den Gefäßwänden ablagern.
Lehnert:  „Es ist dort Bestandteil der atherosklerotischen
Plaques, die die Gefäße verengen und damit zur Ursache von
Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislaufer-Erankungen werden.“ Eine
übermäßige Zufuhr von Kalzium könne deshalb schaden.   Die Auswertung von insgesamt 15 Studien hat kürzlich ergeben, dass die
Einnahme von Kalziumpräparaten – insbesondere ohne ergänzendes Vitamin
D – das Risiko für Herzinfarkte um bis zu 30 Prozent erhöht. Auch die
Häufigkeit von Schlaganfällen und die Sterberate waren in dieser
Meta-Analyse aus Neuseeland und den USA tendenziell leicht erhöht. „Die Ergebnisse der Studie sind ein ernstzunehmender Hinweis auf
gesundheitliche Risiken durch Kalziumpräparate, wenn sie unkritisch
eingesetzt werden – insbesondere weil Kalziumpräparate weit verbreitet
sind”, warnt Lehnert.   Daraus ergebe sich eine Gratwanderung. „Wir wissen seit Langem, dass
die Einnahme von Kalzium allein die Mineraldichte im Knochen kaum
steigert“, merkt Dr. Christian Hubold, Lübeck, warnend an. Im besten
Fall werde das Mineral einfach über den Urin wieder ausgeschieden, im
ungünstigen Fall werde es aber in der Gefäßwand abgelagert und
begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieser Zusammenhang sei insbesondere bei Patienten mit Nierenschwäche
gut bekannt. Im Gegensatz zu Kalziumpräparaten erhöhen Vitamin
D-Präparate nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bestehe
bereits ein Knochenschwund, reiche die Einnahme von Vitamin D allein
nicht aus, um Knochenbrüche wirksam zu verhindern. Die Behandlung dieser Osteoporose erfolge heute überwiegend mit
Medikamenten, die eine Mineralisierung des Knochens verbessern. Hierfür
sei aber eine gesteigerte Zufuhr des „Baustoffs“ Kalzium notwendig.
„Deshalb ist eine ausreichende Kalziumversorgung im Rahmen einer
gesunden und vollwertigen Ernährung unverzichtbar. Eine zusätzliche
Gabe von Kalziumpräparaten sollte nur dann erwogen werden, wenn die
Kalziumzufuhr mit der Ernährung nicht ausreicht“, rät der
Experte.  Im Zweifelsfall sollten sich Patienten mit ihrem
Hausarzt beraten.   Die empfohlene Tageszufuhr von Kalzium liegt für Erwachsene zwischen
450 und 1000 Milligramm (mg). Zur Vorbeugung und Behandlung einer
Osteoporose sind 1000 bis maximal 1500 mg empfohlen. Gesunde können das
Mineral mit der Nahrung in ausreichender Menge zu sich nehmen. Käse
oder Milch sind eine gute Quelle. Aber auch Grünkohl, Petersilie,
Mandeln und vor allem Mohn enthalten viel Kalzium. WANC 10.09.10, Quelle: Bolland et.al.: Effect of calcium supplements on
Risk of myocardial infarction and cardiovascular events: meta-analysis;
BMJ 2010; 341: c3691
 
 
 
 
 
 
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