Kaffee wirkt sich stimulierend auf die Funktionen von Darm und Gehirn aus (Foto: Tchibo)
Kaffee wirkt sich stimulierend auf die Funktionen von Darm und Gehirn aus (Foto: Tchibo)
> Kaffee bringt Darm und Gehirn in Schwung
Wer die neuesten Ergebnisse medizinischer Studien liest, der kann zu dem Ergebnis kommen, dass Kaffee fast ein Medikament ist. Denn Kaffee soll vor Herzinfarkt schützen, das Diabetes-Risiko senken, der Leber etwas Gutes tun, einem Schlaganfall vorbeugen und Gicht verhindern. Nun sagen Ärzte, dass Kaffee die Darmtätigkeit auf Trab bringt und positiv auf Regionen im Gehirn wirkt, die bei der Entstehung von Alzheimer betroffen sind.

Kaffee regt die Darmtätigkeit an. Das gilt laut einer klinischen Studie der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg insbesondere bei Patienten nach einer Dickdarmentfernung. Der Kaffeegenuss hilft,  einem Darmverschluss – einem häufigen Problem nach Darmoperationen – entgegenzuwirken. Weil Darmträgheit oder Darmverschluss mit Blähungen, krampfartigen Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einher gehen, zwingen sie Patienten, länger im Krankenhaus zu bleiben. Außerdem können im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Entzündungen und Infektionen entwickeln.

In der Untersuchung erhielt eine Gruppe nach der Operation dreimal täglich je 100 ml Wasser, die andere trank  dreimal täglich je 100 ml Espresso (100 Prozent Arabica). Bei den Wassertrinkern vergingen im Durchschnitt 74 Stunden bis zur ersten Darmentleerung, der Kaffeegenuss verkürzte diese Zeitspanne auf 60 Stunden. Auch konnten die Espressotrinker bereits nach durchschnittlich 49 Stunden statt 56 Stunden feste Nahrung zu sich nehmen. Und früher entlassen konnten die Kaffeetrinker auch werden. Im übrigen: Schwung in die Verdauung bringt nicht das Koffein, denn auch entkoffeinierter Kaffee hat die darmanregenden Effekte.

Die stimulierende Wirkung von Kaffee oder Tee trifft aber nicht nur den Darm, sondern das menschliche Gehirn. Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich haben die Regionen entdeckt, in dem der Kaffee wirkt: in den hochentwickelten Arealen des Großhirns - im sogenannten Assoziationskortex, der für komplexe kognitive Assoziations- und Bewertungsprozesse zuständig ist. Dort sorgt Kaffee dafür, dass ein bestimmter Stoff (Adenosin) verdrängt wird, der sonst die Aktivität von Nervenzellen hemmt.  Schon zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag reichen, um etwa 50% der Blockade aus dem Weg zu räumen.

Die Wissenschaftler räumen dieser Erkenntnis vor allem zwei mögliche Anwendungen ein. Zum einen um bei Gesunden gezielt eine vorübergehenden Steigerung der Gehirnleistung zu erreichen, beispielsweise bei Müdigkeit. Zum anderen um durch regelmäßigen Koffeinkonsum das Risiko für eine Parkinson- und Alzheimer-Krankheit zu reduzieren. Neuartige Medikamente könnten in den von der Erkrankung betroffenen Gehirnregionen wirken, um die Gehirnleistung aufrecht zu erhalten.


Berliner Ärzteblatt 23.10.2012/ Quelle: British Journal of Surgery. Volume 99, Issue 11; J Nucl Med: Doi: 10.2967/jnumed.112.105114

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