Die Mehrzahl der Spielsachen ist mit Schadstoffen verseucht, viele sind laut Stiftung Warentest auch nicht sicher
> Spielzeuge: Fast alle enthalten Schadstoffe

Alarm im Kinderzimmer schlägt die
Stiftung Warentest. Was sie beim Test von 50 Spielsachen für
Kleinkinder ermittelte, lässt einem die Haare zu Berge stehen. 80
Prozent des Spielzeugs sind mit Schadstoffen vergiftet. Noch schlimmer:
Manche sind so desaströs verarbeitet, dass sie Gesetze nicht einhalten
und deshalb gar nicht in den Verkauf hätten kommen dürfen. Trotzdem
fand die Stiftung das CE-Zeichen, das seine Selbstverpflichtung der
Hersteller darstellt, sich an die EU-Richtlinien zu halten, auf allen
Produkten – auch den beanstandeten. Außerdem mahnt die Stiftung viel zu
hohe Grenzwerte für Schadstoffe an.
„Eine böse Überraschung“ nennt die Stiftung die Tatsache, dass ein
Großteil des Spielzeugs gängige Sicherheitstests nicht bestanden hat,
darunter Markenware wie Brio, Eichhorn, Fisher Price, Plan Toys,
Selecta, sigikid, Steiff und Thomas & Friends. Ob Holzeisenbahn, Puppe, Plüschtier oder Traktor: Mehr als 80 Prozent
der geprüften Spielzeuge ist mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen
belastet. Zwei Drittel sogar stark bis sehr stark. Schlimmer noch: 5
von 50 Spielzeugen setzen die Kinder beim Spielen einer direkten Gefahr
aus, weil sich bei ihnen Einzelteile lösen können, die Kinder leicht
verschlucken. Das ist das Ergebnis des in der Zeitschrift test
veröffentlichten Sicherheitsüberprüfung von Spielzeug für Kinder unter
drei Jahren. Die am häufigsten gefundenen Schadstoffe, mit denen das Spielzeug fast
immer deutlich, stark oder sehr stark belastet war, waren PAK
(Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), Phthalate, Formaldehyd,
Nonylphenol, Schwermetalle oder zinnorganische Verbindungen.
Ausgerechnet Holzspielzeug ist stark mit Schadstoffen belastet, keines
im Test ist völlig schadstofffrei. Die Stiftung bemängelt auch die laxe und nicht ausreichende
Gesetzgebung in Bezug auf die Verwendung von Schadstoffen bei
Kinderspielzeug: „Nicht alle Schadstoffe sind bisher per Gesetz
geregelt. Und jetzige Regelungen beziehen sich oft weder auf Spielzeug
noch auf Kleinkinder, die Grenzwerte sind also meist viel zu hoch.
Deswegen haben die Tester in vielen Fällen strenger bewertet. So auch
bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK. Da
die Wirkung vieler PAK noch unbekannt ist, sollte ihr Vorkommen
weitmöglichst begrenzt werden. Die Spielzeugrichtlinie geht jedoch
einen anderen Weg. Ab 2013 will sie bis zu 1000 Milligramm PAK pro
Kilogramm Spielzeug zulassen, für das krebserzeugende Benzo(a)pyren 100
Milligramm. Die Richtlinie muss schnell nachgebessert werden. Bisher
orientiert sie sich am Chemikalienrecht, nicht am sensiblen Organismus
eines Kindes. Das Bundesinstitut für Risikobewertung setzt sich auf
EU-Ebene dafür ein, dass bisher bekannte krebser­zeugende PAK in
Verbraucherprodukten 0,2 Milli­gramm je Kilogramm nicht übersteigen.
Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit verlangt bei Spielzeug für
Kleinkinder für 16 weit verbreitete PAK denselben Grenzwert. Danach hat
auch die Stiftung Warentest bewertet.“ Über die Hälfte der Produkte im Test kommt aus China. Erst 2007 wurde
in China hergestelltes Spielzeug millionenfach zurückgerufen. Auf das
CE-Zeichen, mit dem der Hersteller behauptet, dass er alle
EU-Richtlinien für das Produkt einhält, ist laut test wenig Verlass. Es
ist bei Spielzeug Pflicht und stand deshalb auf jedem der 50 geprüften
Produkte. Die Stiftung rät, vor dem Kauf von Spielzeug nach ablösbaren
Kleinteilen zu schauen und es bei auffälligem Geruch lieber im Laden zu
lassen. Puppen sollten für Kleinkinder am besten aus Stoff sein. WANC 22.10.10, Quelle: Stiftung Warentest
 
 
 
 
 
 
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