> Gewicht beeinflusst Demenz
Das Gewicht spielt bei der Entwicklung einer Demenz anscheinend eine wichtige Rolle. Studien haben zwar heraus gefunden, dass fettleibige (adipöse) Menschen eher an einer Demenz erkranken als nomalgewichtige. Doch ein sehr geringes Gewicht kann das Risiko ebenfalls erhöhen. Un ein starker Gewichtsverlust kann nicht nur bis zu zehn Jahre im Voraus auf einen sich anbahnenden Leistungsverlust des Gehirns deuten. Neueren Forschungsergebnissen zur Folge beschleunigt ein starker Verlust von Gewicht bei Menschen mit Demenz auch den Verlauf der Erkrankung und deren Gebrechlichkeit.

Dr. Rainer Wirth vom St. Marien-Hospital in Borken/Münsterland bestätigt, dass Gewichtsprobleme von Demenzpatienten häufig schon sechs bis zehn Jahre, bevor ein Gedächtnisverlust bemerkt wird, entstehen. Warum das so ist, darüber gibt es nur Spekulationen. So vermuten Wissenschaftler, dass sich durch die stattfindenden Veränderungen im Gehirn der Geruchs- und Geschmackssinn ebenfalls verändert oder besser gesagt abstumpft. Dadurch wird Essen weniger attraktiv, so dass viele Patienten das Interesse am Essen verlieren. Außerdem könnten Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen die notwendige Ruhe zur Nahrungsaufnahme rauben. Wirth berichtet, dass im Spätstadium der Alzheimererkrankung die zunehmende Ungeschicklichkeit und Schluckstörungen die Nahrungsaufnahme behindern würden. Und Beruhigungsmittel und andere Medikamente könnten auf den Appetit schlagen.

Harmlos ist ein Gewichtsverlust von Demenzpatienten keinesfalls, warnt Wirth. Der Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft fördere die Gebrechlichkeit der Patienten. Zwar sagen Studien der US-amerikanischen Mayo-Klinik, dass Gewichtsverlust nicht die Ursache sondern die Folge der Erkrankung ist. Aber die im Zuge der mangelnden Ernährung auftretenden Probleme, wirken dann doch wieder auf die Demenzerkrankung zurück. Wirth will deshalb den Ernährungszustand aller Demenzkranken frühzeitig und regelmäßig kontrollieren. Ein Verlust von mehr als fünf Prozent an Körpergewicht solle ein Alarmzeichen sein. Dann müssten Angehörige beraten und die direkte Umgebung während des Essens angepasst werden: durch eine entspannte und beschützte Atmosphäre sowie durch gemeinsame Mahlzeiten.  

Wirt empfiehlt Zwischenmahlzeiten mit "energiedichten" Lebensmitteln. Damit meint er Trinknahrungen mit einem hohen Kaloriengehalt oder sogenannte Kombinationsgetränke. Letztere sollen die Funktion des Kurzzeitgedächtnisses verbessern. Leider, so Wirth, wurde eine Anti-Demenz-Nahrung jedoch noch nicht gefunden. Vor einer Sondenernährung dementier Patienten mit schlechtem Gesundheitszustand rät der Gerontologe ab. Sie nütze nur selten etwas und etwa zwei Prozent der Patienten würden die Operation zur Anlage der Sonde durch die Bauchdecke hindurch nicht überleben.  

Berliner Ärzteblatt 16.10.2012/ Quelle: DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2012: 137 (22): S. 1158-1161; Neurology 69, 739-746 (2007)

Weitere Informationen:
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