> B-Vitamine sollen eine Demenz aufhalten können
Wie wichtig die Ernährung bei der Entstehung von Demenzen ist, das belegen viele medizinische Studien. Jetzt will eine Untersuchung nachweisen, dass B-Vitamine der Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung entgegenwirken können. Schon bisher liegen Erkenntnisse vor, dass Vitamin B einen Gehirnschwund verringern kann. Doch ganz unumstritten sind Vitamine nicht mehr - vor allem, wenn sie in hohen Dosen verabreicht werden.

Das verrät die Datenlage: Mild Cognitive Impairment (MCI) gilt als Vorstufe der Alzheimer-Krankheit. Bei etwa jedem zweiten Menschen über 70 Jahren entwickelt sich innerhalb von fünf Jahren aus einer MCI eine Alzheimer-Demenz. Eine neue Untersuchung (VITACOG-Studie) hat nun bei 271 Teilnehmern über 70 Jahren mit MCI verglichen, welche Ergebnisse die Behandlung über 24 Monate mit einer Kombination aus Vitamin B12 (0,5 mg/Tag), Vitamin B6 (20 mg/Tag) und Folsäure (0,8 mg/Tag) bei der einen Hälfte der Patienten zeigte, während die andere Hälfte mit einem Scheinmedikament behandelt wurde.

Der Gehirnschwund (Atrophie) lag in der Vitamingruppe im Mittel um 29,6% niedriger als in der Placebo-Gruppe. Die altersbedingte Degeneration des Gehirns verringerte sich bei den Patienten durch die B-Vitamin-Zufuhr um 53%. Die Homocystein-Werte, die als Anhaltspunkt für eine beginnende Demenz oder Alzheimer-Erkrankung gelten, waren um 22,5% gesunken, während sie sich in der Placebo-Gruppe um 7,7% gegenüber den Ausgangswerten erhöht hatten.

Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass eine Supplementierung insbesondere mit Vitamin B12 in der Prävention der Alzheimer-Erkrankung höchst effektiv sein kann. Für die Hersteller derartige Medikamente sehr vorteilhaft ist auch die Feststellung, dass sich ein B-Vitamin-Mangel sich häufig über Jahre entwickele. Die Symptome würden sich schleichend zeigen und seien daher zunächst unauffällig und unspezifisch, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Müdigkeit oder Vergesslichkeit. Weil man gegen eine sich bereits vorhandene Demenz nur noch schwer vorgehen könne, betont die Studie, wie sinnvoll eine frühe Prävention bereits ab dem mittleren Lebensalter sei, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken.

Doch ist das alles so einfach? Eher nicht. So hat eine 2010 veröffentlichte Untersuchung (Public Library of Science One, 2010; 5: e12244) erkannt, dass B-Vitamine durchaus den Abbau des Gehirnvolumens aufhalten können. Doch ob das ausreicht, lässt diese Studie offen. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine hochdosierte Vitamintherapie bei älteren Menschen aus den Ergebnissen nicht abgeleitet werden könne. Wissenschaftler der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) warnen nach der Auswertung von Daten sogar davor, dass zu viel durchaus schädlich sein kann.

Vor allem stellen immer mehr Ernährungswissenschaftler in Frage, ob die isolierte Einnahme von hochdosierten Vitaminpräparaten nicht eher mehr Schaden als Nutzen anrichte. So werden hohe Dosen mit einem gesteigerten Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Sie sagen, dass es wahrscheinlich um ein Zusammenwirken von gesunder Ernährung (eine traditionelle mediterrane Ernährungsweise), körperlicher Bewegung und geistiger Ansprache geht. Außerdem komme es nicht auf den Verzehr einzelner gesunder Lebensmittel an,  sondern auf deren ausgewogene Mischung. Vitamin B kann man in in Fleisch, Fisch, Eiern, Reis und grünem Gemüse finden.

wanc 18.06.2012/ Quelle:  Demenz-Report 2011, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, PLoS One 2010;5 (9):e12244
 
 
 
 
 
 
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