Selbst geringe Mengen von Alkohol sollen ausreichen, um dem Gehirn zu schaden    (Foto: birgitH/pixelio.de)
Selbst geringe Mengen von Alkohol sollen ausreichen, um dem Gehirn zu schaden (Foto: birgitH/pixelio.de)
> Macht Alkohol das Gehirn kaputt?

Für die einen ist Alkohol ein Zell- und Nervengift. Sie machen Alkoholkonsum für rund 200 Krankheiten verantwortlich. Andere wiederum behaupten, dass Alkohol in Maßen genossen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden senken kann. Dabei geht es immer wieder darum, was moderater Alkoholgenuss eigentlich bedeutet. Eine neue Studie könnte diese Diskussion beenden. Denn deren Ergebnisse lassen den Schluß zu, dass selbst dieser sogenannte moderate Alkoholkonsum zumindest dem Gehirn schadet.


Übermässiger Alkoholkonsum ist schädlich. Darin sind sich fast alle einig. Er kann u.a. Leberkrankheiten, Bauchspeicheldrüsenschäden, Herz-Kreislauf-Probleme, Krebs und andere chronische Krankheiten oder akute gesundheitliche Beschwerden sowie psychische Störungen auslösen. Kontroversen bestehen dagegen hinsichtlich der Einschätzung ob ein geringer oder moderater Alkoholgebrauch ebenfalls schädlich oder in möglicherweise sogar gesundheitsfördernd sein kann. 


Wann beginnt überhaupt übermässiger Alkoholkonsum? Die Definition fällt etwas unterschiedlich aus. Bei manchen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Weltgesundheitsorganisation WHO) ist die Schwelle zwischen risikoarm und und riskant bei 12 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und 24 Gramm pro Tag für Männer. Andere geben die Grenze bei 20 bzw. 30 Gramm an. Dabei wird vorausgesetzt, dass an zwei Tagen die Woche überhaupt kein Alkohol getrunken wird. Ein riskanter Konsum liegt überhalb 20 Gramm (Frauen) und 40 Gramm (Männer) täglich, ein gefährlicher bei über 40 Gramm (Frauen) und 60 Gramm (Männer) und ein hochgefährlicher bei über 80 Gramm (Frauen) und 120 Gramm (Männer).


Und was ist dann ein moderater Alkoholkonsum? Prof. Dr. Manfred Singer, Universitätsklinikum Mannheim, hat in einem 2002 veröffentlichten Artikel Frauen geraten, nicht mehr als 10 Gramm und Männern nicht mehr als 20 Gramm Alkohol täglich zu trinken. In 0,25 Liter Bier (5 Vol.-%), 0,1 Liter Wein oder Sekt (11 Vol.-%) oder 0,04l Spirituosen wie Wodka, Rum, Schnaps (38 Vol.-%) sind 10 Gramm bis 12 Gramm Alkohol enthalten. 


An den Universität von Oxford und London wurden nun 527 Frauen und Männer mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren über einen Zeitraum von 30 Jahren beobachtet. Keiner war alkoholabhängig. Erfasst wurde der Alkoholkonsum und in regelmäßigen Abständen mögliche Veränderungen des Gehirns. Durchschnittlich lag der Alkoholkonsum bei 85,8 (zwischen 51,7 und 154,3) Gramm pro Woche bei Männern und bei 51,4 (zwischen 22,7 und 103,6) Gramm Frauen. Bei 13,6% der Frauen und 20% der Männer wurde ein „unsicherer Alkoholgebrauch“ festgestellt, was mehr als 112 bzw. 168 Gramm Alkohol pro Woche bedeutete.


Gemessen wurde der Akoholkonsum in Units (Maßeinheiten). Eine Unit bedeutet 10 ml oder 8 Gramm puren Alkohol. Ein Unit Alkohol finden sich in 76 ml Wein mit 13%, 25ml Whiskey mit 40%, 250ml Bier mit 4% oder 250ml Alkopop mit 4%. Bei 7 bis unter 14 Maßeinheiten pro Woche verminderte sich die Sprachkompetenz/die Fähigkeit flüssig zu sprechen über die 30 Jahre hinweg um 14%, bei 14 bis unter 21 Maßeinheiten um 17%, bei über 21 Maßeinheiten um 16% im Vergleich zu Nichttrinkern. 


Der Alkohol bewirkte auch ein Schrumpfen der Gehirnmasse. Der Schwund war umso größer, je mehr Alkohol konsumiert wurde. 5 bis 7 Flaschen Bier (0,5 Liter) - gleichbedeutend mit 110 bis 170 Gramm purem Alkohol - pro Woche verdoppelte bis verdreifachte das Risiko einer Gehirnschrumpfung im Vergleich zu Abstinenzlern. Aber selbst bei moderaten Trinkern war ein Verlust an Gehirnmasse feststellbar.


cs 9.6.2017/ Quelle:  BMJ 

 
 
 
 
 
 
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