Schlafendes Paar
Nächtliche Atemaussetzer schaden dem Gedächtnis
> Atemstillstände beim Schlafen: Schädigen Gehirn

Der Mediziner nennt es Schlafapnoe,
gemeint sind damit vorübergehende Atemstillstände während
des Schlafes. In schweren Fällen treten diese Stillstände
zwanzigmal und öfter pro Stunde auf. Die direkten Folgen sind
Störungen des Schlafes. Jetzt haben Wissenschaftler
herausgefunden, dass die Hirnfunktion verändert und sogar
bestimmte Gehirnteile nachhaltig geschädigt werden können.


Durch eine Schlafapnoe können
Areale des Gehirns, die am Gedächtnis beteiligt sind, nachhaltig
geschädigt werden. Neurobiologen der University of California in
Los Angeles (UCLA) haben die Hirnaktivität von
43 Schlafapnoe-Patienten mit einer Kontrollgruppe verglichen.
Dabei zeigte sich, dass die Mamillarkörper, Erhebungen an der
Unterseite des Gehirns, um bis zu 20 Prozent kleiner waren als
bei Menschen ohne nächtliche Atemaussetzer. "Auch
Patienten, die aufgrund anderer Syndrome wie Alkoholismus oder
Alzheimer an Gedächtnisverlust leiden, weisen eine derartige
Degeneration der Mamillarkörper auf", erklärt
Studienleiter Rajesh Kumar. Umso wichtiger sei es also die
Atemstörung so früh wie möglich zu diagnostizieren und
zu therapieren.



Bei der Schlafapnoe sind die Atemwege
der Betroffenen so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich
erschwert ist, sondern sogar vollständig aussetzt. Dieser
Atemstillstand kann von zehn Sekunden bis zu einer Minute dauern.
Lautes Schnarchen, Tagesmüdigkeit und zeitweise
Gedächtnisverlust sind nicht selten die Folge.



"Unser Fund beweist nun, dass
beeinträchtigte Atmung während des Schlafs zu schweren
Hirnschäden führen können, die Gedächtnis und
Denken stören", berichtet Projektleiter Ronald Harper.
Verantwortlich für den nicht geringen Gewebsverlust der
Mamillarkörper und damit einhergehendem möglichen
Funktionsverlust sei höchstwahrscheinlich die wiederholt
reduzierte Sauerstoffzufuhr im Gehirn, die zum Zelltod führe.



Dieser Prozess würde auch
Entzündungen zusätzlich anheizen, was das Hirngewebe weiter
beschädige, so Harper. "Auch der Fakt, dass sich die
Gedächtnisprobleme der Patienten trotz Behandlung fortgesetzt
haben, lässt darauf schließen, dass es sich um eine
langanhaltende Hirnschädigung handelt."



Die Wissenschaftler wollen nun genau
untersuchen, wie die Schlafapnoe zum Gewebsverlust beiträgt und
ob die Verabreichung von Vitamin B1 in hohen Dosen, wie sie bei
alkoholismusbedingtem Gedächtnisverlust erfolgt, auch bei diesem
Störungsbild helfen kann, die Gedächtnisleistung wieder zu
verbessern. "Wir vermuten, dass sich dadurch die Zellen
regenerieren und das Gehirn sie wieder verwenden kann", erwartet
Harper.



Zwischen 2 und 3 Prozent der
Bevölkerung leiden unter den nächtlichen Atemstörungen,
betroffen sind dabei vor allem übergewichtige Männer ab dem
40. Lebensjahr. Allerdings sind neueren Studien zufolge auch
Frauen in den Wechseljahren eine Risikogruppe. Die Folgen von
Schlafapnoe können Bluthochdruck, verminderte Herzleistung,
Herzrhythmusstörungen und ein erhöhtes Risiko für
Herzinfarkt und Schlaganfall sein.



WANC 13.06.08/pte

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