Gestresster Mann
Stress: In der regulären Sprechstunde spielt er meist keine Rolle
> Stress: Gesundheitliche Folgen werden unterschätzt

Stress kann einen
Herzinfarkt auslösen. Dennoch wird er bei uns als Erkrankung
unterschätzt. Hilfe soll die integrale Medizin bieten.


Eigentlich soll uns Stress
in bedrohlichen Situationen schützen. In Sekundenschnelle kann
er uns zu Höchstleistungen antreiben. Geraten wir aber immer
wieder in belastende Situationen ohne Phasen der Erholung, kommt es
zu einer schrittweisen körperlichen und mentalen Erschöpfung.
Die permanente Überforderung der Psyche zum Beispiel – als
Burnout-Syndrom bekannt – äußert sich häufig in
Energieverlust, Depressivität oder Arbeitsunlust bis
-verweigerung.



Eine Studie aus dem Jahr
2004 belegt, dass Stress fast ebenso häufig Ursache für
einen Herzinfarkt ist wie Nikotinkonsum und Erkrankungen des
Fettstoffwechsels. Alfred S. Wolf kritisiert in "Zeitschrift für
Orthomolekulare Medizin", dass Stress und seine Folgen in den
westlichen Industrienationen noch immer unterschätzt werden. "In
der regulären medizinischen Sprechstunde hat weder die
Diagnostik noch die Stressverarbeitung und -minderung konzeptionell
Platz", skizziert der Professor die derzeitige Situation.



Ein Weg, um dem komplexen
Zusammenspiel von stressauslösenden Faktoren,
stressverstärkenden Momenten und individuellen Reaktionsmustern
gerechtzuwerden, sei nach Wolf die "integrale Medizin". Sie
biete durch ein "Zusammenführen von „sprechender“ und
„naturwissenschaftlicher' Medizin" Chancen für eine
effektive Stressbehandlung. "Dabei werden sowohl verbale
subjektive Einschätzungen der Stress-Auslöser und der
Stress-Verstärker als auch diagnostische Methoden zur Messung
und Bestimmung von Art und Intensität der entsprechenden
Stress-Reaktionen eingesetzt."



Um den biochemischen und
physikalischen Stresszeichen auf die Spur zu kommen, stünden dem
behandelnden Arzt verschiedene Tests zur Verfügung. Das können
Blutdruck- oder Herzfrequenzmessungen unter Alltagsbedingungen sein,
Stoffwechseluntersuchungen – insbesondere bei übergewichtigen
Patienten –, aber auch Labortests von Serum, Speichel oder Urin.



Für eine exakte
Diagnose sei es nach Meinung Wolfs außerdem wichtig,
Stressoren, beispielsweise Belastungen aus dem persönlichen und
beruflichen Umfeld, zu erkennen. Dazu kämen individuelle
Stressverstärker. Diese könnten zum Beispiel belastende
Gedanken und Einschätzungen sein, die der Behandler durch
Fragebogentests aufspüren kann. Sind die stressauslösenden
Faktoren erst mal beim Namen genannt, kann der Patient zusammen mit
einem Psychotherapeuten oder Psychologen Problemlösungen
erlernen und die persönlichen Stress-Verstärker umdeuten.



WANC 05.02.07 Quelle:A. S. Wolf: Chronischer Stress: Burnout und andere langfristige Folgen
Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2006; 4 (4): S. 17-20

 
 
 
 
 
 
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