Cannabisblätter
Cannabis: Für die schmerzlindernden Effekte mussten bisher schwere Nebenwirkungen in Kauf genommen werden (Foto: BBC)
> Cannabinoide: Schmerzlindernde Effekte ohne Nebenwirkungen

Haschisch-Wirkstoffe können
Schmerzen lindern. Diese Cannabinoide stellt der Körper auch
selbst her. Jetzt haben Forscher einen Weg gefunden, die
schmerzlindernden Effekte zu nutzen, ohne Nebenwirkungen und
Suchtpotential auszulösen.


Wissenschaftler des Pharmakologischen
Instituts der Universität Heidelberg haben im Versuch erstmals
gezeigt, dass die schmerzlindernde und die unerwünschte Wirkung
der im Haschisch enthaltenen Wirkstoffe Cannabinoide an verschiedenen
Stellen im Nervensystems ausgelöst werden: Die Schmerzen werden
vor allem an den Nervenfasern unterdrückt während Rausch
und Muskellähmungen überwiegend in Gehirn und Rückenmark
entstehen. Cannabinoide können chronische Schmerzen hemmen - zur
Therapie sind sie in Deutschland jedoch wegen ihrer schweren
Nebenwirkungen und Suchtpotential nur in Ausnahmefällen
zugelassen.



Die neuen Erkenntnisse zeigen
möglicherweise einen Ausweg. Es ist denkbar,
Cannabinoid-Medikamente zu entwickeln, die gezielt die Schmerzen
bekämpfen, ohne gleichzeitig gefährliche
Begleiterscheinungen hervorzurufen. Jeder fünfte Europäer
leidet an chronischen Schmerzen. Von einer geeigneten Therapie
könnten z.B. Patienten mit rheumatischen Erkrankungen,
Entzündungen der Haut oder von Organen sowie Patienten mit
Nervenverletzungen, etwa nach einem Unfall, profitieren.



Der Körper produziert Cannabinoide
als erste Hilfe gegen akute Schmerzen, z.B. bei Hitze oder
mechanischen Reizen. Aber auch bei chronischen Entzündungen
entfalten körpereigene Cannabinoide ihre schmerzlindernden
Eigenschaften innerhalb des Nervensystems: Sie binden an passende
Eiweiß-Strukturen, so genannten Cannabinoid-Rezeptoren, auf
Nervenzellen und setzen dadurch Prozesse in Gang, die schließlich
eine Schmerzlinderung bewirken. Auch Cannabinoide, die man dem Körper
von außen zuführt, agieren auf diese Weise.



Die Zukunft könnte veränderte
Cannabinoide bringen, so dass sie als Medikamente in den peripheren
Nervenfasern ihre schmerzstillenden Effekte entfalten, die so
genannte Blut-Hirnschranke aber nicht mehr passieren können und
so erst gar nicht in das Zentrale Nervensystem gelangen. Auf diese
Weise lassen sich anscheinend unerwünschte Begleiterscheinungen
vermeiden.



WANC 27.06.07

 
 
 
 
 
 
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