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Was hilft gegen die Schweinegrippe? Mundschutz? Händewaschen? Impfung? (Foto: obs/3M Deutschland GmbH)
> H1N1: Junge infizieren sich häufiger - Alte sterben schneller

Aus Mexiko kommt die Erkenntnis, dass
Kleinkinder und Personen im Alter von 39 oder weniger Jahren das größte
Risiko haben, sich mit dem H1N1-Virus zu infizieren. Aber ältere
Personen tragen das höhere Risiko, an einer Infektion zu sterben.
Derweil bleibt in Deutschland bei einer zunehmenden Zahl von Opfern die
Verunsicherung, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht.
Dr. Victor Borja-Aburto vom Mexican Institute for Social Security in
Mexico City und Kollegen stellten bis zum 31. Juli 2009 genau 63.479
Fälle einer grippeähnlichen Erkrankung fest. 6945 (11 Prozent)
H1N1-Infektionen wurden bestätigt; davon waren 6407 (92 Prozent)
ambulant behandelte Patienten, 475 (7 Prozent) wurden eingewiesen und
überlebten, 63 (unter 1 Prozent) starben. Personen im Alter von 10 bis 39 Jahren waren am häufigsten betroffen
(3922 - 56 Prozent). Das größte Risiko an der Schweinegrippe zu sterben
lag in der Altersgruppe von 70 oder mehr Jahren (10,3 Prozent). Die
Sterblichkeitsraten in den anderen Altersgruppen: 60 bis 69 Jahre: 5,7
Prozent; 50 bis 59 Jahre: 4,5 Prozent; 40 bis 49 Jahre: 2,7 Prozent; 30
bis 39 Jahre: 2,0 Prozent; unter einem Jahr: 1,6 Prozent; 20 bis 29
Jahre: 0,9 Prozent; 1 bis 9 Jahre: 0,3 Prozent; 10 bis 19 Jahre: 0,2
Prozent. Das Infektionsrisiko wurde bei jenen um 35 Prozent verringert, die
gegen die jahreszeitlich übliche Influenza geimpft waren. Ob und warum
es einen möglichen Schutz gegen die H1N1-Grippe durch die saisonale
Grippeimpfung gibt, darüber streiten sich die Experten. Borja-Aburto:
“Die mexikanische Bevölkerung, die seit 1977 saisonal gegen Grippe
geimpft wurde, darunter mit H1N1-Partikeln, könnte von einer
Kreuzimmunität profitiert haben. Die hohe Infektionsrate bei jungen
Menschen zeigt nicht nur deren unterschiedliches, mit ihren täglichen
Aktivitäten verknüpftes Ausgesetztsein, sondern auch, dass Personen im
Alter von mehr als 60 Jahren eine gewisse Immunität gegenüber dem
H1N1-Virus besitzen könnten." Jeder Tag Verzögerung in der Klinikaufnahme nach dem vierten Tag des
Auftretens von Symptomen erhöhte das Sterblichkeitsrisiko um nahezu 20
Prozent, das Vorliegen von chronischen Krankheiten verstärkte das
Sterblichkeitsrisiko der Patienten sogar um das Sechsfache. Insgesamt beurteilen die Forscher die Gefährlichkeit der
Schweinegrippe: "Obwohl sich das H1N1-Virus weltweit in 186 Länder und
Regionen verbreiten konnte, erreichte es nicht die Größenordnung seines
gewaltigen Vorgängers des Jahres 1918. Einige Forscher glauben, dass
das aktuelle H1N1-Virus aufgrund der mittlerweile verfügbaren
Informationen keine Pandemie in dem Ausmaß hervorrufen wird wie jene im
Verlauf des 20. Jahrhunderts beschriebenen. Diese Pandemie ist
möglicherweise nicht die, die wir erwartet hatten, allerdings
entwickelt sich das Virus weiter und die Bedrohung besteht fort." Gerade darüber wird in Deutschland immer noch heftig gestritten.
Mittlerweile hat die Schweinegrippe bei uns 19 Menschen das Leben
gekostet. Die aktuelle Liste (bis 13.11.09) des Robert Koch Instituts
(RKI) weist 16 Todesfälle auf. Bei 13 davon lagen Risikofaktoren – also
chronsiche Grunderkrankungen – vor. Bei zwei Fällen ist das unklar, bei
einem ausgeschlossen. Das Alter der Betroffenen rangiert zwischen 39
und 46 Jahren. Mit der steigenden Zahl der Todesfälle scheint die Angst vor einer
Infektion zu steigen. Und gleichzeitig die Bereitschaft, sich impfen zu
lassen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, dazu gibt es bisher keine
eindeutige Antwort. Für manche dürfte sich die Frage so auch gar nicht
stellen. Denn der Impfstoff ist an vielen Orten rar. Und wird es noch
eine Weile bleiben. Mittlerweile offenbart das hierzulande geimpfte Pandemrix seine
unangenehmen Nebenwirkungsseiten. In zwei bis drei Fällen sei es zu
einem lebensbedrohlichen, anaphylaktischen Schock gekommen, wird
berichtet. Und in einem Fall wurde das "Guillian-Barré-Syndrom"
nachgewisen. Vom Rückenmark aus entzünden sich dabei Nerven, was später
zu Lähmungen führen kann. In drei Fällen sind Menschen nach einer
Impfung gestorben. Ob das aber auf die Impfung zurückzuführen ist, wird
noch untersucht. Todesfälle in Folge der Impfung werden auch anderswo
geprüft: beisspielsweise fünf in Schweden, vier in den USA, zwei in
China. WANC 16.11.09/ Quelle: S Echevarría-Zuno and others. Infection and
death from influenza A H1N1 virus in Mexico: a retrospective analysis.
Lancet 2009; 374: 10.1016/S0140-6736(09)61638-X, RKI
 
 
 
 
 
 
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