Foto: Novartis Behring
Kontrolle einer H1N1-Impfstoffspritze während der Abfüllung (Foto: Novartis Behring)
> Schweinegrippe-Impfung: Die große Verwirrung

Wer soll da noch durchblicken? Die
einen sagen, die Schweinegrippewelle rollt. Die anderen, dass die
Gefahr aufgebauscht würde. Die einen sagen, eine Impfung ist
unumgänglich. Die anderen, dass das Risiko nicht kalkulierbar sei. Die
Verwirrung unter den Menschen bleibt deshalb groß. Dennoch scheinen
sich immer mehr für eine Impfung gegen das H1N1-Virus zu entscheiden.
Neun Tote hat die Schweinegrippe mittlerweile gefordert. Die meisten
davon mit einer Vorerkrankung. Doch das Robert-Koch-Institut (RKI)
warnt, „dass wie in anderen Ländern auch Todesfälle bei Patienten ohne
weitere relevante Vorerkrankungen auftreten werden. Mit zunehmenden
Fallzahlen, die sich derzeit abzeichnen, wird auch die Anzahl von
Fällen mit schwererem Verlauf zunehmen.“ Das RKI zeichnet den Verlauf des H1N1-Virus auf. Bis zum 29. Oktober
sind in der 42. Meldewoche 1.860, in der 43. Meldewoche 3.075 Fälle an
die Gesundheitsämter gemeldet worden. Insgesamt gibt es bisher in
29.907 bestätigte Fälle. Europaweit gibt es 292 Todesfälle, weltweit
insgesamt 6.021. Angesichts der von der Weltgesundheitsorganisation WHO und den meisten
nationalen Gesundheitsministerien herauf beschworenen Pandemie, sollen
sich die Bürger nun impfen lassen. Dafür wurden Millionen Dosen des nur
kurz getesteten Impfstoffes für viele hundert Millionen Euro
hastig gekauft. Doch die Impfung ist umstrittener denn je. Während die
einen
Impfexperten die Impfung rundum emfpehlen, raten die anderen genauso
vehement ab. Ist der Impfstoff wirklich sicher? Welche verschwiegenen Nebenwirkungen
können die begefügten Wirkverstärker haben? Wie oft muss man sich denn
nun impfen lassen – einmal oder zweimal? Viele sind verunsichert. Sogar
die Ärzte. Und vor allem – wo ist der Impfstoff? Noch scheint er nicht
überall angekommen zu sein. Vor Anfang Dezember, so unken Experten,
wird er nicht für alle verfügbar sein. Und Impfwillige, erleben in den Arztpraxen eine böse Überraschung.
Viele Ärzte impfen gar nicht, weil sie nicht als Impfpraxis ernannt
wurden. Und die, die es dann tun, zeigen keine große Begeisterung. Man
müsse erst einmal zehn Personen zusammen bekommen, vorher impfe man
nicht, heißt es. Hintergrund: Der Impfstoff wird nur in Zehnerpackungen
abgegeben. Wenn die Ärzte die nicht komplett verbrauchen, sollen sie
dafür zahlen. Kein Wunder, dass sich die Mehrheit der Bundesbürger der Impfkampagne
gegen die Schweinegrippe gegenüber nach wie vor skeptisch zeigt. Die
Zahl der Verweigerer schrumpft allerdings beständig. Dies belegt eine
Befragung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov. 1000
Bundesbürger ab 16 Jahren werden seit dem 20. Oktober 2009
täglich  zum Thema Schweinegrippe befragt. Demnach lehnten am 20. Oktober 2009 noch 61 Prozent der befragten
Bundesbürger eine Impfung ab. Zwei Wochen später, am 03. November,
hatte sich dieser Anteil auf 52 Prozent verringert. Vor allem Männer
scheinen ihre Meinung der Impfkampagne gegenüber zu überdenken. Noch
vor zwei Wochen zeigten sich diese etwas ablehnender gegenüber als
Frauen (Männer: 62 Prozent / Frauen: 60 Prozent). Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt: Nur noch 56 Prozent der
männlichen Befragten schließen eine Impfung nach wie vor aus, unter den
weiblichen Befragten sind es 58 Prozent. Nahezu ein Drittel der
Befragten ist unentschlossen. Zeitgleich stieg die Zahl derjenigen, die eine Impfung in den nächsten
Tagen geplant haben. Von Mitte Oktober bis Anfang November stieg die
Zahl der Impf-Bereiten von zwölf auf 17 Prozent: 19 Prozent der Männer
und 15 Prozent der Frauen. Derweil sorgen sich Virusexperten um den Erfolg der Impfkampagne gegen
die Schweinegrippe, weil voraussichtlich schwere Erkrankungen
fälschlich als Nebenwirkungen der Impfung angesehen werden. Die
Präsidentin des Schweizerischen Impfkomitees, Claire-Anne Siegrist,
sagte der ZEIT, sie sei nicht im Mindesten besorgt wegen der
tatsächlichen Nebenwirkungen der Impfstoffe. Jedoch sei sie geradezu
"in Panik wegen allem, was den neuen wirkverstärkten Impfstoffen
angehängt werden wird". Nach Berechnungen eines internationalen Expertenteams ist bei einer
Impfung von 30 Millionen Bundesbürgern damit zu rechnen, dass 3
Menschen innerhalb einer Woche danach plötzlich sterben, 10 weitere an
der aufsteigenden Nervenlähmung Guillain-Barré-Syndrom (GBS) und 20
Menschen an einer Entzündung des Sehnervs erkranken werden. Bei 100 000
Schwangeren sind zudem 280 spontane Aborte innerhalb einer Woche nach
der Impfung zu erwarten. Diese Fälle spiegeln lediglich die normale
Erkrankungsrate in der Bevölkerung wider, und würden daher auch
unabhängig von der Impfaktion eintreten, betonen die Experten. WANC 05.11.09/ Quelle: The Lancet, YouGov, Die Zeit
 
 
 
 
 
 
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