Schreckt die Praxisgebühr vom Arztbesuch ab?
> Immer weniger Patienten in den Praxen

Leere Wartezimmer, unterbeschäftigte Ärzte? Die neuesten Zahlen über die Behandlung von Kassenpatienten legen das nahe. Durchschnittlich rund 7% weniger Patienten verzeichnen die niedergelassenen Ärzte. Wobei Fachärzte höhere Verluste hinnehmen müssen als Hausärzte.

Das war ein böses Erwachen. Als die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Vertretung der Kassenärzte, die Patientenzahlen der ersten drei Monate betrachtete, stand unter dem Strich ein Minus von 10%. „Der Rückgang im ersten Quartal basiert zu einem großen Teil auch auf Vorzieheffekten. Im Dezember gab es einen regelrechten Ansturm auf die Praxen“, sagte damals der Erste Vorsitzende der KBV, Dr. Manfred Richter-Reichhelm. Er betonte, dass rückgängige Patientenzahlen nicht automatisch mit weniger Leistung der Ärzte gleichgesetzt werden können. „Für solche Analysen brauchen wir mehrere Quartale. Die spannende Frage wird nun sein, wie sich die Patientenzahlen in den nächsten Monaten entwickeln. Das erste Quartal war untypisch und lässt keine Aussagen über das Funktionieren der Gesundheitsreform zu.“

Jetzt dürfte der Mediziner klarer sehen. Denn in den Monaten April bis Juni haben 7% weniger Patienten die Praxen aufgesucht. Wie die Ärztezeitung berichtet, sind die Rückgänge aber sehr unterschiedlich. So verlieren die Hausärzte weniger als die Fachärzte.

Im Durchschnitt liegt der Rückgang der Patientenzahlen bei den Hausärzten bei 4,6%. Spitzenreiter sind Nord-Württemberg mit -8,9% und die Pfalz mit -5,9%. Noch gut schneiden Berlin mit -1,9% und Rheinhessen mit -2,8% ab.

Bei den Fachärzten rangiert das Minus bei durchschnittlich 9,2%. Am höchsten sind die Verluste in der Pfalz (-14,9%), Schleswig-Holstein und Berlin (je -9,7%). Den geringsten Rückgang verzeichneten Nord-Württemberg mit -6,2% und Rheinhessen mit -7,5%. Betroffen davon sind insbesondere Internisten, Chirurgen, Gynäkologen, Haut- und Augenärzte.

Die Ärztezeitung schließt aus dieser Entwicklung, "die Praxisgebühr schreckt doch noch viele Patienten ab". Unterstützt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass auch im Notdienst die Zahl der Patienten stark rückläufig ist. Bisher herrscht nämlich noch Verwirrung, ob für den Notdienst die 10 Euro Praxisgebühr gesondert zu zahlen sind.


WANC 30.07.04
 
 
 
 
 
 
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