Müder Mann
Kranke Mitarbeiter: Wenn Arbeitnehmer trotz Krankheit arbeiten, sind Produktitvitätseinbußen und Ansteckungsgefahr für die gesunden Kollegen die Folge
> Arbeiten trotz Krankheit

Die Mitarbeiter von
Deutschlands Unternehmen arbeiten selbst dann, wenn sie krank sind.
Pflichtgefühl, Rücksicht und Angst vor Arbeitsplatzverlust
treiben sie dazu. Der niedrige Krankheitsstand bedeutet deshalb noch
lange nicht, dass die Gesundheit der Mitarbeiter besser geworden ist.


Insgesamt 71 Prozent der
Deutschen sind in den vergangenen zwölf Monaten mindestens
einmal zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich richtig krank gefühlt
haben. 46 Prozent geben an, dies sogar zweimal oder öfter getan
zu haben. Das zeigt die aktuelle Bevölkerungsbefragung des
Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung. Gegen den Rat Ihres
Arztes der Arbeit nachgegangen sind demnach im vergangenen Jahr 30
Prozent der Bevölkerung mindestens einmal, etwa die Hälfte
davon sogar mehrmals. Zur Genesung bis zum Wochenende durchgehalten
haben 24 Prozent der Erwerbstätigen einmal und 44 Prozent
zweimal oder öfter.



Als Beweggründe für
das Arbeiten trotz gesundheitlicher Beschwerden werden vor allem
Pflichtgefühl (53 Prozent) und Rücksicht auf Kolleginnen
und Kollegen (46 Prozent) genannt. Jeweils rund ein Viertel der
Deutschen äußert, dass die Angst vor beruflichen
Nachteilen oder Arbeitsplatzverlust sie dazu bewogen hat, auch krank
zur Arbeit zu gehen. Bei 13 Prozent der Befragten führt der
Vorgesetzte regelmäßig ein Rückkehrgespräch mit
dem Mitarbeiter, sobald er nach einer Krankschreibung wieder zur
Arbeit erscheint.



Soweit es die Befragten
übersehen können, kam es bei Kollegen, die in den letzten
zwölf Monaten häufiger oder länger krank geschrieben
waren, nur in Einzelfällen zu beruflichen Nachteilen,
Abmahnungen oder Ähnlichem. Etwa ein Viertel der Befragten
berichtet mit Blick auf häufig krankheitsbedingt fehlende
Mitarbeiter von Hilfe und Unterstützung durch Kollegen sowie
Rücksicht und Verständnis bei Vorgesetzten; bei rund einem
Drittel der Befragten ist dies jedoch nie der Fall.



In den vergangenen zehn
Jahren ist der Krankenstand der Arbeitnehmer in Deutschland stetig
gesunken auf nur noch 3,29 Prozent im Jahr 2006 (7,2 Tage pro Jahr).
Dies ist das geringste Niveau seit der Wiedervereinigung. Ob das
allerdings den Schluss zulässt, dass die Mitarbeiter in den
Unternehmen gesünder geworden sind, bleibt mehr als zweifelhaft.
"Die Zahlen weisen darauf hin, dass die Fehlzeiten als alleinige
Kennzahl für den Gesundheitszustand der Arbeitnehmer nicht mehr
ausreichen", sagt Andreas Heyer, Projektmanager im
Kompetenzzentrum Unternehmenskultur/Führung der Bertelsmann
Stiftung. "Vielmehr muss die Gesundheit und Leistungsfähigkeit
der anwesenden Belegschaft in den Betrieben stärker beachtet
werden. Denn Mitarbeiter, die sich trotz Krankheit zur Arbeit
schleppen, sind durch Produktivitätseinbußen und
Ansteckungsgefahr für Kollegen langfristig auch nicht im
Interesse der Unternehmen."



WANC 04.07.07

 
 
 
 
 
 
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