Nur Bares ist Wahres: Ärzte wollen von ihren Patienten Vorauszahlungen
> Behandlung gegen Vorkasse: Hier wird geholfen

Frustrierte Ärzte, die über nicht
kostendeckende Honorare jammern. Und Patienten, die von diesen Ärzten
genötigt werden, trotz Krankenversicherung eine Behandlung bar zu
bezahlen. Wer soll da noch durchblicken? Die AWO (Arbeiterwohlfahrt)
hat jetzt eine Hotline eingerichtet, bei der sich frustrierte Patienten
beraten lassen können.
Der Ärger vieler Ärzte ist groß. Trotz gut 3 Mrd. Euro mehr im
Honorartopf – dort stehen dieses Jahr insgesamt etwa 30 Mrd. Euro
bereit – bekommen viele viel weniger als zuvor. Warum? Das ist nicht so
leicht zu verstehen, weil doch mehr zu verteilen ist. Allerdings gibt
es seit Anfang des Jahres eine Honorarreform. Und die sagt zum einen,
dass für gleiche Leistungen überall in der Republik die Ärzte gleiches
Honorare erhalten sollen. Das hört sich nun nicht dumm an. Doch geführt hat es dazu, dass für die Behandlungen sogenannte
Regelleistungsvolumina ermittelt wurden, die bei vielen Praxen die
Kosten nicht mehr decken. Die Ärzte bemängeln, dass in manchen
Bundesländern für hausärztlich tätige Internisten die Neuordnung der
Vergütung zu einem Minus von 3,7%, bei Internisten ohne Schwerpunkt von
19,6% und bei Kardiologen von 30,5% geführt hat. Neben den Verlierern
gibt es auch Gewinner und das sind anscheinend Ärzte in den neuen
Bundesländern. Allerdings: Bei der ganzen – hochgekochten – Aufregung der Ärzte gibt
es ein Problem. Noch kann kein Arzt wirklich genau sagen, wieviel er in
den ersten drei Monaten tatsächlich verdient hat. Da die Praxen
quartalsweise abrechnen, ist das Ergebnis frühestens in ein paar
Monaten bekannt. Also viel Lärm um nichts. Ganz so ist es wohl nicht. Absehbar scheint,
dass einige Arztgruppen tatsächlich weniger bekommen als zuvor. Leider schieben viele Ärzte und vor allem deren politische Vertreter
den schwarzen Peter gleich wieder der Politik zu. Trotz der nicht
unerheblichen Erhöhung der Honorarsumme prangern sie lautstark die
krasse Unterfinanzierung der vertragsärztlichen Versorgung
(Bundesverand Deutscher Internisten – BDI) an. Und fordern  -
natürlich – gleich erst einmal mehr Geld. Weitere 1,5 Mrd. Euro sollen
locker gemacht werden. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, werden Praxen geschlossen.
Und Patienten verunsichert. Aus Protest gegen die Honrarreform
verweigern einige Ärzte ihren Patienten mehr als eine Behandlung im
Quartal. Oder sie verlangen plötzlich bares Geld für eindeutig
kassenpflichtige Leistungen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat die Ärzte vor
überzogenen Reaktionen gewarnt hatte. Behandlung gegen Vorkasse
verstoße gegen das Gesetz und könnte den Entzug der Kassenzulassung zur
Folge haben. Im übrigen lehnte sie die Forderung nach einer weiteren
Honorarerhöhung ab. Denn – und da geben ihr viele Experten
ausnahmsweise recht – bei dem Stress um den Verdienst der Ärzte handelt
es sich um ein Problem, das innerhalb der Selbstverwaltung – also
zwischen Ärzten und Krankenkassen – gelöst werden muss. Die haben die
neuen Regelungen ausgekaspert. Anscheinend haben sich dabei alle gehörig verrechnet. Oder falsch
gedacht. Oder beides. Jedenfalls gibt es kaum einen
Gesundheitsökonomen, der die derzeitige – ungute - Situation nicht als
ein Verteilungsproblem innerhalb der Ärzteschaft kennzeichnet. Dass Ungleichheiten nicht auf dem Rücken der Kranken ausgetragen werden
dürfen, ist ein Appell. Der aber anscheinend nicht so richtig fruchtet.
Dabei hat der Patient mit dem Streit zwischen Ärzten und Krankenkassen
ja eigentlich nichts zu tun. Doch er ist der Leidtragende. Drei
Beispiele: 1. Der Arzt verlangt Vorkasse - immer wieder sollen gesetzlich
Versicherte für eine gewöhnliche Kassen-Behandlung Bargeld hinlegen.
Das Argument der Ärzte: Das Budget sei ausgeschöpft. Wer nicht zahlt,
bekommt auch keine Leistung. 2. Kein Termin aus Kostengründen: Man will einen Termin beim Arzt und
wird abgewiesen. Weil der Arzt vielleicht aus Kostengründen für den
Rest des Quartals nur noch Privatpatienten behandelt. 3. Keine Hausbesuche mehr? Immer mehr Ärzte weigern sich, Hausbesuche
oder Behandlungen im Altenheim zu machen, weil der Aufwand sich
finanziell nicht lohne. Der Patient steht plötzlich ohne Arzt da. Für solche und ähnliche Probleme ist die neue Anlaufstelle die kostenlose AWO – Hotline, Telefon 0800 - 588 79 58.
Hier können verunsicherte, abgewiesene und verärgerte Patienten ihre
Beschwerden loswerden. Die Mitarbeiter der AWO - Hotline sammeln die
Probleme und Erfahrungen und leiten die Beschwerden an Experten weiter,
die den Bürgerinnen und Bürgern dann genauere Auskunft geben, wie sie
sich verhalten können. Im übrigen sind auch die Krankenkassen
verpflichtet, Ihren Versicherten zu helfen. WANC 18.03.09
 
 
 
 
 
 
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