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Sonne hilft Vitamin D im Körper herzustellen - vorausgesetzt man bewegt sich genügend lange in der frischen Luft (Foto: Stock photo)
> Vitamin D und Folsäure: Nutzen und Risiken
Sind die Menschen genügend über
Vitamin D und Folsäure aufgeklärt? Eine Experterunde glaubte, dass die
wenigsten wissen, in welchen Lebensmitteln diese beiden kritischen
Vitamine vorhanden sind und wie man über die Ernährung den empfohlenen
Tagesbedarf erreichen kann. Die Experten empfehlen für bestimmte
Bevölkerungs- und Risikogruppen eine zusätzliche Aufnahme über
Nahrungsergänzungsmittel. Soll es sogar eine verpflichtende
Anreicherung von Lebensmitteln - zum Beispiel Mehl mit Folsäure oder
Milch mit Vitamin D - geben? Das würde der Erkenntnis widersprechen,
dass die Dosierungen individuell angepasst sein müssen. Und außerdem
gibt es noch zu viele offene Fragen und noch nicht ausreichend
wissenschaftlich untersuchte Risiken.
Für Vitamin D und Folsäure besteht - im Gegensatz zu den meisten
anderen Vitaminen - in Deutschland noch eine Lücke zwischen empfohlener
täglicher Aufnahme und tatsächlicher Zufuhr. Die Wirkungen von Vitamin
D und Folsäure sind hochkomplex, die Dosierung von entscheidender
Bedeutung. Bei extrem hoher Dosierung kann ein Nutzen auch sehr schnell
in ein erhöhtes Risiko umschlagen. Darum müssen eventuelle
Anreicherungen von Lebensmitteln auf einer absolut sicheren
wissenschaftlichen Grundlage basieren. Die Situation ist besonders
schwierig, weil Lebensmitteln für jeden und in jeder Menge frei
verfügbar sind. Auch wenn verschiedene Lebensmittelgruppen angereichert
werden, darf die Zufuhr für keine Personengruppe, wie Kinder oder
Senioren, zu hoch werden. Zuviel Folsäure ist problematisch - zu wenig allerdings auch. Laut
Prof. Young-In Kim von der Universität Toronto zeigen Studien, dass bei
bereits bestehenden Krebs-Vorstufen im Darm eine hohe Zufuhr von
Folsäure eine fördernde Wirkung auf die Krebsentwicklung haben kann.
Gibt es diese Krebsvorstufen nicht, trägt Folsäure allerdings zu einer
Verminderung des Risikos bei, an Darmkrebs zu erkranken. Dass Folsäure einerseits wirksam Neuralrohrdefekte ("offener Rücken")
bei Neugeborenen vermindere, es andererseits Hinweise für dessen
fördernde Wirkung von Darm-, Brust- und Prostatakrebs gebe, betonte
Prof. Alfonso Lampen vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Wolle man die positive Wirkung nutzen, das Risiko aber nicht eingehen,
müsse man ganz gezielt je nach Personenkreis, Alter und weiteren
Faktoren das Vitamin zuführen. Laut Nationaler Verzehrsstudie II (NVS) sollen 86 Prozent der Frauen
und 79 Prozent der Männer den empfohlenen Wert für die tägliche Zufuhr
von Folsäure nicht erreichen, meinte Dr. Carolin Krems vom Max
Rubner-Institut. Aber es gebe auch Personen, die über
Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel das fünf- bis
zehnfache der empfohlenen Menge aufnehmen. Dr. Christian Grugel vom
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
forderte mehr Aufklärung  insbesondere von Frauen im gebährfähigen
Alter, damit diese mit dem wichtigen Vitamin bedarfsgerecht versorgt
würden. Hier seien besonders Frauenärzte gefordert, ihren Beitrag zu
leisten. Für Vitamin D, das unter anderem für Knochenaufbau und Knochenerhalt
unersetzlich ist und auch noch weitere sehr wichtige Aufgaben im Körper
erfüllt, wird laut Nationaler Verzehrsstudie II von über 90 Prozent der
Frauen und 80 Prozent der Männer die empfohlene tägliche Zufuhr über
die Ernährung nicht erreicht. Grund dafür ist, dass Vitamin D in
Lebensmitteln vorkommt, die von vielen Deutschen wenig verzehrt werden,
wie Fisch oder Leber. Eigentlich hat der Körper für den Vitamin D-Mangel vorgesorgt: wir
können dieses Vitamin nämlich mit Sonnenlicht selbst in unserer Haut
herstellen, was bis zu 80 Prozent zu unserer Versorgung beitragen kann.
Aber dies werde häufig durch unseren modernen Lebensstil verhindert:
Kinder, aber viel mehr noch Erwachsene, bewegen sich immer seltener in
der Sonne. Werden dann noch Sonnenschutzcrèmes mit hohem
Lichtschutzfaktor verwendet, wie von Hautärzten empfohlen, werde die
Bildung von Vitamin D in der Haut verhindert, erläuterte Prof.
Hans-Konrad Biesalski von der Deutschen Gesellschaft für
Ernährungsmedizin. Er empfiehlt, zumindest für ältere Menschen, eine zusätzliche
Versorgung mit Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel. Bei dieser
Bevölkerungsgruppe sei der Vitamin D-Spiegel besonders niedrig, da
ältere Menschen sich häufig seltener im Freien aufhalten und auch die
Vitamin-D-Bildung in der Haut mit zunehmendem Alter immer schlechter
würde. Studien hätten gezeigt, dass eine gute Vitamin D-Versorgung
alter Menschen wirksam das Sturz- und Knochenbruchrisiko verringere. WANC 19.10.09/ Quelle: Max Rubner-Institut - Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel
 
 
 
 
 
 
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