Nicht abgenommen - trotz Diät? Dann könnten die Gene für den MIßerfolg verantwortlich sein. (Foto: DAK)
> Diätversagen: Schuld der Gene?
Wäre das nicht schön? Nach dem Abbruch
einer der ungezählten Diäten wegen Erfolglosigkeit, schwinkt man
entspannt in seinem Sessel: „Kann ich nichts dafür. Sind die Gene.“
Endlich keine Selbstvorwürfe mehr. Experten machen jetzt Hoffnung.
Viele Übergewichtige machen schlechte Erfahrungen mit Diäten. Ob sie
nun auf Fette oder Kohlehydrate verzichten, einer Modediät folgen oder
sich an die Empfehlungen zur mediterranen Kost halten, die
Erfolgserlebnisse beim morgendlichen Wiegen wollen sich einfach nicht
einstellen, während andere scheinbar problemlos abnehmen. Könnte dies
an den Adipositas-Genen liegen, über die zurzeit regelmäßig in den
Medien berichtet wird? Durchaus, meinen Experten. Aber an der
Notwendigkeit, bei den Kalorien zu sparen, ändere dies nichts. Eine hohe Streubreite beim Diäterfolg ist eine altbekannte Erfahrung,
weiß die Ernährungswissenschaftlerin Christina Holzapfel und Prof. Dr.
Hans Hauner vom Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin an
der Technischen Universität München. Auch in klinischen Studien
verlieren unter der gleichen Diät einige Übergewichtige 20 Kilo oder
mehr, während andere nicht einmal ihr Ausgangsgewicht halten können.
Gene sind eine mögliche Erklärung hierfür, berichten die Forscher. Aber
auch Motivation und psychische Faktoren oder der Einfluss von Familie
und Freunden würden natürlich eine Rolle spielen. Die Gene greifen anscheinend auf verschiedenen Ebenen in die
Gewichtsregulierung ein. Sie steuern Hungergefühl und Sättigung oder
die Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel und steigern so unter
Umständen die Energiezufuhr. Auch die Verwertung der Nahrung im Körper
unterliege genetischen Einflüssen. Betont Holzapfel: Einige Menschen
haben genetisch bedingt in Ruhe einen höheren Energieverbrauch, andere
bilden mehr Wärme. Auch die Bereitschaft zu körperlicher Aktivität sei
teilweise genetisch bedingt. Aufgefallen ist der Unterschied laut Holzapfel und Hauner zunächst in
Zwillingsstudien: Eineiige Geschwister nehmen häufig gleich stark ab,
während die Unterschiede zu nicht verwandten Studienteilnehmern oft
beträchtlich waren. Welche Gene dafür verantwortlich sind, werde aber
erst ansatzweise verstanden. Das bekannteste Adipositas-Gen, FTO, hatte
in einer Studie des Else Kröner-Fresenius-Zentrums keinen Einfluss auf
den Diäterfolg von "Obeldicks", einem Abnehmprogramm für dicke Kindern.
Auch unter den anderen in den letzten Monaten entdeckten Genvarianten
gibt es keine, die - etwa in Form eines Gentests - den Diäterfolg
vorhersehbar machen würden. Holzapfel und Hauner warnen jedoch vor Missverständnissen. Die in den
letzten Jahren zu beobachtende Zunahme der Übergewichtigen und
Fettleibigen in Deutschland und anderen Ländern sei keine Folge der
Gene, sondern eines "adipogenen Lebensstils" mit übermäßiger
Energiezufuhr und körperlicher Inaktivität. Hier müssen die Diäten
ansetzen, wenn sie erfolgreich sein sollen. Entscheidend sei dabei
nicht die Wahl der Diät, sondern die Bereitschaft sie durchzuhalten und
die Energiezufuhr zu senken. Wenn man so will, ist es auch ein Kampf
gegen die Gene. Denn der menschliche Organismus ist laut Holzapfel
durch die Evolution darauf getrimmt, zu "essen, wenn Nahrung verfügbar
ist" und sparsam mit Energie umzugehen. WANC 01.04.09/Quelle: C. Holzapfel, H. Hauner: Gewichtsreduktion bei
Adipositas: Welche Rolle spielen die Gene? DMW Deutsche Medizinische
Wochenschrift 2009; 134 (13): S. 22- 27
 
 
 
 
 
 
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