Weil ältere Menschen schlechter schlafen, funktioniert ihr Gedächtnis nicht mehr so gut (Foto: Helga Gross / pixelio.de)
Weil ältere Menschen schlechter schlafen, funktioniert ihr Gedächtnis nicht mehr so gut (Foto: Helga Gross / pixelio.de)
> Schlafstörungen machen im Alter vergeßlich

Im Alter schläft man meist schlechter. Und im Alter wird man oft vergesslicher. Diese beiden Alterserscheinungen scheinen zusammen zu hängen, haben Wissenschaftler jetzt heraus gefunden. Denn im Schlaf erfolgt die Speicherung der Tagesereignisse in das Langzeitgedächtnis. Weil im Alter aber Phasen des Tiefschlafes gestört sind, funktioniert die Übertragung weniger gut.

Für die Studie mussten 18 junge Erwachsene im Alter um die 20 Jahre und 15 Senioren im Alter um die 70 Jahre vor dem Schlafengehen 120 Wortpaare lernen. Während des Schlafens wurde bei den Studienteilnehmern die Schlafphasen gemessen. Am nächsten Morgen wurden alle getestet, ob sie die Wortpaare noch richtig zuordnen konnten. Es stellte sich heraus, dass die jungen Erwachsenen um 55% besser abschnitten als die Senioren. Allerdings war bei den Senioren die Qualität des Schlafes - also insbesondere der Tiefschlaf - um 75% geringer.

Genau diese mangelhafte Tiefschlafphase sehen Wissenschaftler um den Schlafexperten Prof. Matthew Walker von Universität Kalifornien, Berkeley, als Grund für das schlechtere Gedächtnis an. Denn gesunde Erwachsene verbringen 25% ihres Schlafes in der sogenannten REM (non-rapid-eye-movement)-Phase. In dieser Zeit werden die Informationen des Tages aus dem Hippocampus - könnte man als Arbeitsspeicher des Gehirns bezeichnen - auf die Festplatte - das Langzeitgedächtnis, das sich im Stirnhirn befindet - geladen.

Walker geht davon aus, dass die schlechtere Gedächtnisleistung älterer Menschen auf zwei sich möglicherweise gegenseitig verstärkenden Entwicklungen beruht. Zum einen nimmt die Masse des Stirnhirns mit Alter ab. Zum anderen sinkt die Schlafqualität, was insbesondere die Verringerung der Tiefschlafphasen bewirkt. Walker vermutet aber, dass auch die abnehmende Gehirnmasse die Tiefschlafphasen stört.

Diese Erkenntnisse eröffnen Behandlungswege: eine Stimulation des Gehirns durch schwache elektrische Impulse. Genannt wird das Verfahren tiefe Hirnstimulation, bei dem Elektroden in das Gehirn implantiert werden. Der elektrische Pulsgeber - oft als Hirnschrittmacher bezeichnet - sitzt unter dem Schlüsselbein. Verwendet oder erprobt wird das Verfahren bereits bei Parkinson, Depressionen, Epilepsie, Zwangsstörungen und Kopfschmerz. Allerdings kann die Behandlung unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen, wie Persönlichkeitsveränderungen oder Manien.

Berliner Ärzteblatt 29.01.2013/ Quelle: Nature Neuroscience
 
 
 
 
 
 
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