
Geistig fit bis ins hohe Alter: Öfter mal was Neues lernen (Foto von Joseph Chan auf Unsplash)
Warum verliert das Gehirn mancher Menschen mit zunehmenden Alter an Leistungsfähigkeit und bei anderen nicht? Die Wissenschaft hat drei wichtige Faktoren ausgemacht, die die geistige Gesundheit maßgeblich beeinflussen.
Die Tatsachen sind nicht so erfreulich: Bereits ab dem 25. Lebensjahr nimmt die geistige Leistungsfähigkeit des Menschen ab. So fällt es vielen schon ab dem 35. Lebensjahr schwer, sich gut an Namen zu erinnern. Der Verlust von geistiger Leistungsfähigkeit bleibt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr fast konstant. Danach steigt die Geschwindigkeit etwas. So haben die meisten Menschen bis zum 80. Lebensjahr etwa zehn Prozent ihrer Gehirnmasse verloren.
Nur ein Fünftel bleiben geistig gesund
Nach Berechnungen der Wissenschaftler schaffen es nur rund ein Fünftel der Menschen, ihre geistige Leistungskraft bis ins hohe Alter zu konservieren. Forscher wie Prof. Dr. Oliver Tüscher von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz beschäftigen sich seit einigen Jahren intensiv mit diesem Thema. Dazu hat er ältere Menschen untersucht, die kognitiv gesund geblieben sind.
Die Frage: Warum schaffen das einige Menschen und andere nicht? Tüscher sagt dazu, dass es ein sehr komplexes Zusammenspiel von Faktoren gibt, die dazu führen, dass die Mehrzahl der Menschen im Alter Funktionsverluste erleiden. Und: „Wir sehen zum Beispiel, dass die Gehirne von kognitiv gesunden, resilienten älteren Menschen besser intern vernetzt sind als die Gehirne von älteren Menschen mit Funktionsverlusten. Derzeit untersuchen wir die Hypothese, dass resiliente Seniorinnen und Senioren auch in einer größeren Intensität beide Gehirnhälften benutzen."
Da könnte man auf die Idee kommen, dass die Genetik eine bedeutende Rolle für den Bestand unserer Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter einnimmt. Aber das scheint nicht so zu sein. Nur ungefähr zehn Prozent der geistigen Alterung sind genetisch bestimmt, gut 90 Prozent werden durch die persönlichen Lebenserfahrungen und Lebensweise sowie das soziale Umfeld verantwortet. Klar, dass da sofort die Frage auftaucht: Was für ein Verhalten hilft mir persönlich geistig fit zu bleiben? Antwort der Wissenschaftler: Offenbar existieren drei Faktoren, die man selbst beeinflussen kann.
Erstens: Ältere Menschen, die körperlich hochaktiv sind, schneiden bei kognitiven Tests besser ab. Die Erklärung: Die physische Aktivität dieser Personen fördert die Verbindung zwischen den verschiedenen Hirnbereichen und auch über die Gehirnhälften hinweg. Rat: Regelmäßige Bewegung ist nicht nur für das körperliche sondern auch für geistige Wohlbefinden wichtig.
Zweitens: Eine mediterrane Ernährung beeinflusst die Gehirngesundheit und kognitive Fähigkeiten positiv. Bekannt ist schon seit langem, dass die Ernährung großen Einfluß auf unsere körperliche Gesundheit hat. Wer sich mediterran ernährt, hat weniger Probleme beispielsweise mit Bluthochdruck, Blutzucker, Cholesterin oder auch Entzündungen. Möglicherweise kann eine mediterrane Ernährung sogar helfen, den Ausbruch von Alzheimer hinauszuzögern und den Verlauf einer Demenzerkrankung zu verlangsamen. Demenzforscher der Universität Saarland haben in Auberginen, Zucchini und Avocados hohe Mengen an Stigmasterol entdeckt und festgestellt, dass dieses pflanzliche Sterol das Gehirn schützt. Auch Nüsse, Samen und Pflanzenöle enthalten pflanzliche Sterole. Eine britische Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach sind folgende Lebensmittel geeignet, die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten: Distel-, Soja- und Olivenöl, Mandeln, Walnüsse, Fisch, Käse, Weizenkeime.
Drittens: Soziale Interaktion hält länger geistig gesund. Dabei fordert soziale Interaktion die Menschen ganzheitlicher als zum Beispiel rein kognitive Aufgaben – zum Beispiel werden auch Emotionen und die Aufmerksamkeitssteuerung angeregt. Zu den sozialen Interaktionen gehören deshalb nicht nur der Kontakt zu anderen Menschen sondern genauso neugierig zu bleiben, die Bereitschaft etwas Neues zu lernen und neue Wege zu entdecken sowie der Umgang mit Krisen und Stressituationen. Was nichts anderes bedeutet als: Öfter mal eingetretene Pfade und die eingeübte Komfortzone verlassen und sich auf Unbekanntes einlassen.
Quelle: Department of Neuroscience, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
14.8.2023