Seniorenpaar beim Strandspaziergang
Senioren: Ob die Impfung wirklich hilft, die Todesfälle zu verringern, ist noch nicht erwiesen
> Grippeschutzimpfung: Für ältere Menschen wirklich sinnvoll?

Bisher wird älteren Menschen
durchweg empfohlen, sich gegen Grippe rechtzeitig impfen zu lassen.
Doch ob dieser Ratschlag wirklich sinnvoll ist, steht nun in Frage.
Denn die Wirksamkeit – also die Verringerung der Todesfälle –
sei nicht ausreichend nachgewiesen.


Es gibt keine ausreichenden Beweise
dafür, dass die Immunisierung älterer Menschen gegen Grippe
wirklich wirksam ist. Wissenschaftler der George Washington
University kommen in einer neuen Studie zu dem Schluss, dass die
Vorteile wie eine Verringerung der Todesfälle bei Personen über
70 Jahren stark überbewertet wurden. Dennoch rät die
Untersuchung dazu, die Schutzimpfungen bis zum Vorliegen endgültiger
Ergebnisse nicht einzustellen.



Die meisten reichen Länder
empfehlen derzeit, alte und schwache Menschen vor dem Winter gegen
Grippe zu impfen. Ziel ist es, nicht nur eine Erkrankung, sondern
auch Todesfälle durch andere grundlegende chronische
Erkrankungen zu verhindern. In vielen Studien wird davon ausgegangen,
dass alle Todesfälle, die im Winter über dem
Jahresdurchschnitt liegen, mit der Grippe zusammenhängen.



Das Team um Lone Simonson argumentiert,
dass die so genannte kältebedingte Exzessmortalität im
Winter in den 1980er- und 1990er-Jahren angestiegen ist. Seit 1980
stieg die Anzahl der Impfungen in Amerika von 15 auf 65 Prozent.
Die Forscher zitieren eine italienische Studie, die keine Senkung der
Todeszahlen nachweisen konnte. Eine Reduzierung der Todesfälle
wurde nicht erzielt, obwohl die Versorgung mit entsprechenden
Schutzimpfungen von 5 auf 65 Prozent angehoben werden
konnte.



Die neue Studie beklagt auch den Mangel
an randomisierten kontrollierten Studien mit Personen über
70 Jahren. Die Wissenschaftler räumen ein, dass derartige
Tests schwierig durchzuführen seien. Voraussetzung dafür
wäre, manchen Teilnehmern die empfohlene Behandlung zu
verweigern. Ein derartiges Vorgehen widerspreche den bestehenden
ethischen Grundsätzen.



Als Alternative empfehlen die Forscher,
dass zuküftige Studien spezifischere Endpunkte als alle
Todesfälle im Winter berücksichtigen sollten. Dazu sollte
auch gehören, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe direkt am
Virus untersucht werden sollten. Durch dieses zwar kosten- und
arbeitsintensivere Vorgehen sollten realistischere Ergebnisse erzielt
werden können. Tom Jefferson von der Cochrane
Collaboration begrüßte die Ergebnisse der aktuellen
Studie, spiegeln sie doch eine Reihe seiner eigenen
Forschungsergebnisse wider. Er spricht sich dafür aus, dass bei
Tests Blindpräparate eingesetzt werden.



WANC 25.09.07/pte

 
 
 
 
 
 
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