Klinikszene
Krebs: Positives Denken hat positive Begleiteffekte für Krebspatienten, ändert aber nicht den Krankheitsverlauf
> Positiv Denken: Schützt das vor Krebs?

US-Wissenschaftler widersprechen der
Vorstellung, dass gute Gedanken und eine positive Einstellung eine
Krebserkrankung aufhalten oder auch nur verbessern könne.
Unumstritten ist das nicht. Eine positive Lebenseinstellung soll das
Wohlbefinden und die Lebensqualität deutlich verbessern.


Ein Forscherteam der University of
Pennsylvania berichtet in der jüngsten Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins Cancer, dass "positives Denken"
keinen Einfluss auf die Krebserkrankung habe. Bei mehr als
1000 Patienten, die an Kopf- und Halskrebs litten, konnten die
Wissenschaftler keine Unterschiede im Krankheitsverlauf ausmachen.



Andere Experten reagierten auf die
Studie allerdings deutlich differenzierter: Positive Gedanken könnten
Menschen sehr wohl helfen, die Nebeneffekte von Krebstherapien besser
zu ertragen, so eine Sprecherin von Macmillan Cancer Support.
Emotionale Unterstützung wirke sich bei Krebspatienten deutlich
positiv aus, erklären die Forscher. "Wenn Krebspatienten
eine Psychotherapie möchten oder in einer Selbsthilfegruppe
mitmachen wollen, sollten sie dies auch tun", so
Studienleitautor James Coyne. Das würde eine Reihe von positiven
Begleiteffekten mit sich bringen - in emotionaler ebenso wie in
sozialer Hinsicht.



Für Coyne und sein Team habe sich
in der Untersuchung gezeigt allerdings gezeigt, dass
Krebserkrankungen durch emotionale Veränderungen alleine nicht
besiegt werden können. In der Studie wurde deutlich aufgezeigt,
dass der emotionale Status eines Patienten keinen Einfluss auf die
Überlebenschance habe - egal ob es sich um männliche oder
weibliche Krebspatienten handelte. Das Ergebnis war zudem bei allen
Tumorarten gleich.



"Menschen, die an Krebs erkrankt
sind, werden häufig dazu aufgefordert, sich gut fühlen und
positiv denken zu müssen", meint Julia Frater von Cancer
Research UK. Das nunmehrige Studienergebnis mache deutlich, dass es
auch ok ist, wenn man sich nicht gut fühlt. Und sehr viele
Patienten fühlen sich schon nach der Diagnose schlecht. "Das
hat jedenfalls keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg", so
die Expertin.



Ganz teilt Jane Maher vom Macmillan
Cancer Support diese Meinung nicht. Es gebe zwar keine Beweise dafür,
dass die Emotionen eine nachhaltige Wirkung auf den Krebs selbst
habe, allerdings sei es entscheidend dafür, wie sich die
Situation danach darstelle. "Mehr und mehr Menschen überleben
Krebserkrankungen. Gerade die Einstellung zum Leben hat in den
Langzeit-Ergebnissen deutliche Auswirkungen ", zeigt sich Maher
überzeugt.



"Ungerichtetes, positives Denken
alleine besiegt noch keine Krankheit. Das sieht man bei
Krebserkrankungen am eindrucksvollsten", erklärt der Wiener
Psychologe und Experte für Holopathische Medizin Alexander H.
Gaischin. "Nur fünf Prozent der Primärtumore sind
tödlich, in 95 Prozent aller Fälle wird der Tod durch
Metastasen verursacht, die sich besonders in fortgeschrittenen
Stadien der Erkrankung unter Mitwirkung bestimmter Neurotransmitter
im Körper vermehren", so Gaischin.



"Neueste Forschungen der Fakultät
für Biowissenschaft der Universität Witten/Herdecke zeigen,
dass Krebszellen nicht zufällig im Körper verteilt, sondern
durch Neurotransmitter gezielt an bestimmte Stellen gelockt werden.
Je nach Art können diese Neurohormone hemmenden oder
stimulierenden Einfluss auf die Verbreitung von Krebszellen im Körper
haben, wobei besonders negative psychosoziale Einflüsse - allen
voran Stress - die Verbreitungsgeschwindigkeit des Krebses im Körper
unterstützen", erklärt Gaischin. "Natürlich
habe ich keine Einwände gegen positives Denken im Allgemeinen,
jedoch muss der Schwerpunkt jeder psycho-onkologischen Betreuung
vorrangig im Erwerb der jeweils für den Kranken am besten
geeigneten Stressbewältigungsstrategie liegen", so
Gaischin.



WANC 29.10.07/pte

 
 
 
 
 
 
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