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Es ist nie genug: Internetsüchtige sitzen nur noch am Computer (Foto: Stock photo)
> Onlinesucht: Ein reales psychisches Problem

Der Drogenbericht belegt, dass die
suchtartige Internetnutzung steigt. Experten schätzen, dass die
Dunkelziffer der Betroffenen bei zwei Mio. Menschen liegt. Dennoch wird
die Gefahr der Onlinesucht bei uns noch immer gerne herunter gespielt.
Und anerkannt ist das Krankheitsbild auch noch nicht.
„Aus gesundheitlicher Sicht hat die suchtartige Nutzung des Internets
an Gewicht gewonnen. Vor allem männliche Jugendliche und junge
Erwachsene zeigen häufiger ein sich verlierendes, entgleitendes und in
Extremfällen psychopathologisch auffälliges Online-Nutzungsverhalten
insbesondere in Bezug auf Online-Spielewelten". Zu dieser ernüchternden
Einschätzung kommt der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung. Verschiedenen Studien zufolge seien in Deutschland derzeit drei bis
sieben Prozent der Internetnutzer onlinesüchtig, ebenso viele seien
stark gefährdet. „Die Dunkelziffern liegen hier sicherlich weit höher.
Einige Untersuchungen gehen bereits von rund zwei Mio.
Internetabhängigen in Deutschland aus. Die Zahl der Betroffenen steigt
dabei kontinuierlich an", stellt Gabriele Farke, Onlinesucht-Beraterin
und Initiatorin des Selbsthilfe-Portals Onlinesucht.de (HSO). Insgesamt gesehen sei die Gefahr, die vom Phänomen Internetsucht
ausgehe, wohl weitaus größer als dies der Bericht der Bundesregierung
erscheinen lasse. „Die Erkenntnis, dass das Internet abhängig machen
kann, ist keineswegs neu. Die Brisanz der Problematik liegt aber in der
Ignoranz, die im Umgang mit Onlinesucht noch immer gesellschaftlich
weit verbreitet ist", betont Farke. Allerdings widmet der Drogenbericht dem Thema nun ein eigenes Kapitel.
Dies kann man als ein Indiz dafür werten, dass die Politik zunehmend
den Ernst der Problematik erkennt. Ein weiteres mag eine Anhörung zum
Thema, im April 2008 vor dem Deutschen Bundestag sein. Wie dem von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing,
vorgestellten Bericht zu entnehmen ist, weisen Onlinesüchtige nahezu
vollständig dieselben Symptome auf wie andere stoffgebundene
Abhängigkeitserkrankungen. Eine Erkenntnis, die öffentliche Stellen
jahrelang vehement bestritten haben. Als Krankheitsbild ist die
Onlinesucht dennoch noch nicht offiziell anerkannt worden. WANC 08.05.09/Quelle: Drogenbeauftragte/pte
 
 
 
 
 
 
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