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Schlaflosigkeit kann das erste Warnzeichen für eine heraufziehende Krankheit sein (Foto: DAK/Wigger)
> Schlaflosigkeit: Warnzeichen des Körpers
Viele Menschen schlafen schlecht: Sie
kämpfen lange mit dem Einschlafen, wachen nachts häufig oder morgens zu
früh auf. Warum dies so ist, hat die Medizin bis heute noch immer nicht
vollständig geklärt. Dennoch gibt es viele Gründe, die den Schalf
rauben: beispielsweise Stress, Belastungen, Sorgen, Ängste oder auch
Schmerzen. Schlaflosigkeit kann aber auch das erste Warnzeichen für
eine heraufziehende Krankheit sein: Depressionen kündigen sich manchmal
so an.
Etwa die Hälfte aller erwerbstätigen Deutschen schläft häufiger oder
manchmal schlecht. Von diesen Schlafgestörten berichten 39 Prozent,
dass sie dreimal in der Woche oder häufiger wach liegen, ergab eine
Analyse der DAK-Gesundheitsforschung. Das Problem ist oft langwierig:
24 Prozent der Betroffenen klagen darüber seit mehr als zehn Jahren.
Ebenso viele haben länger als fünf Jahre Schlafstörungen. Jeder Dritte
kann seit über zwölf Monaten nachts keine Ruhe finden. Für viele
Betroffene ist der Schlaf darüber hinaus nicht erholsam. So berichtet
jeder Vierte der Schlafgestörten, dass sein Schlaf ständig bis häufig
nur leicht und oberflächlich ist. Meist hat schlechter Schlaf über Wochen hinweg konkrete Gründe. Tatjana
Crönlein, Leiterin der Arbeitsgruppe Insomnie bei der deutschen
Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, rät im Fall des
Falles zuerst einen Blick auf die eigene Schlafhygiene zu werfen. Die
Umstellung oder Neueinnahme von Medikamenten kann ebenso das
Durchschlafen erschweren wie zu lange Bettzeiten oder ungewolltes
Einnicken am Abend. „Häufig ist auch unbewusster Stress im Spiel, etwa
bei neuen Anforderungen im Beruf oder Familienproblemen", so die
Expertin. „Chronische Schlafstörungen sind keine Bagatelle, sondern müssen ernst
genommen werden“, unterstreicht auch Diplom-Psychologe Frank Meiners
von der DAK die Gefahren von Schlafproblemen. „Hält Schlaflosigkeit
über einen langen Zeitraum an, steigt das Risiko für Herzinfarkt,
Bluthochdruck und psychische Erkrankungen. Sogar die Lebenserwartung
kann verkürzt werden.“ Crönlein rät zu einer medizinische Abklärung noch vor Beginn jeglicher
Therapie. „Ständige Schlafprobleme können Warnzeichen des Körpers sein,
dass etwas nicht stimmt. Dahinter steckt manchmal eine schlafbezogene
Atemstörung oder eine andere internistische Erkrankung." Wichtig sei
auch zu prüfen, ob sich Antrieb und Stimmung generell verändern.
„Schlafprobleme können auch eine beginnende Depression anzeigen", so
die Schlafforscherin. Doch auch wenn eine Krankheit ausgeschlossen wird, sollte man auf das
Körpersignal reagieren. Bei Jugendlichen wächst etwa mit jeder
fehlenden Schlafstunde das Risiko für Depressionen und Angstzustände um
ein Siebtel. „Wer schon psychische Probleme hat, verschlechtert seinen
Zustand damit noch weiter", so Nick Glozier von der Universität Sydney.
Dort haben die Forscher 21.000 Jugendliche untersucht. Daneben beansprucht Schlafmangel auch den Körper. Forscher vom Penn
State College of Medicine wiesen ein viermal höheres Sterberisiko
innerhalb von 14 Jahren nach - und zwar bei Männern mittleren Alters,
die ständig weniger als sechs Stunden schliefen. Zudem stieg die
Häufigkeit von hohem Blutdruck und Diabetes Typ 2. Störfaktoren wie der
Body-Mass-Index, Rauchen, Alkohol, Depressionen und Schlafapnoe wurden
dabei herausgefiltert. Frauen reagieren auf ständigen Schlafmangel und Schlafstörungen
scheinbar anders. Mädchen im Teenager-Alter ernähren sich etwa
schlechter, wenn sie während der Woche wenig schlafen. Das erhob ein
Team um Susan Redline vom Brigham and Women's Hospital. Je weniger
Schlaf, desto mehr Kalorien bezog diese Gruppe aus Fetten und desto
weniger von Kohlehydraten, zudem wuchs der Heißhunger auf Kalorien
zwischen den Hauptmahlzeiten. Die Forscher bezeichnen guten Schlaf
daher auch als wichtig für die Prävention von Übergewicht. „All diese Studien zeigen an, wie wichtig gesunder Schlaf ist und wie
wichtig es ist, Schlaf weiterhin zu erforschen", fasst Crönlein
zusammen. Schlechter Schlaf führe allerdings nicht generell zu früherem
Ableben, Dicksein oder psychischen Störungen. „Im Falle des Falles
sollten Schlafstörungen ernst genommen werden, jedoch nicht zu Panik
führen", rät die Schlafexpertin. Gegen leichte Schlafprobleme kann jeder etwas tun. Schweres Essen am
Abend oder langes Fernsehen im Bett stören den Schlaf. Hilfreich sind
Rituale mit Hilfe von Autogenem Training. Auch regelmäßige
Zu-Bett-Geh-Zeiten fördern das Einschlafen. WANC 03.09.10, Quelle: Journal of Psychopharmacology , DAK, pte
 
 
 
 
 
 
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