Diabetes und Depression bedingen sich gegenseitig - die Ursachen sind aber noch nicht völlig geklärt (Foto: TK)
Diabetes und Depression bedingen sich gegenseitig - die Ursachen sind aber noch nicht völlig geklärt (Foto: TK)
> Diabetes durch Depression – depressiv durch Diabetes?
Zwischen Diabetes und Depression gibt es eine Verbindung, die der Gesundheit nicht gerade förderlich ist. Jeder achte Mensch mit Diabetes leidet an einer Depression, bei jedem fünften liegt eine erhöhte Depressivität vor. Umgekehrt unterliegen  stoffwechselgesunde Menschen mit einer Depression einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2. Depressionen stellen verhindern oft eine gute Diabeteseinstellung und erhöhen dadurch das Risiko für Folgeerkrankungen und verkürzen die Lebenserwartung. Außerdem: Beide Erkrankungen werden häufig erst spät erkannt.

Etwa 6% der Menschen haben aktuell eine Depression, etwa 18%  erkranken im Laufe ihres Lebens. Menschen mit Diabetes, sowohl junge mit Diabetes Typ 1 als auch ältere mit Diabetes Typ 2, leiden etwa doppelt so häufig darunter. Menschen mit einer Depression tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken.

„Um bei Menschen mit Diabetes schlechte Blutzuckerwerte und Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist es wichtig, sowohl eine erhöhte Depressivität als auch eine Depression früh zu erkennen und zu behandeln”, betont Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Geschäftsführer des Forschungsinstituts der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM). Denn Depressionen im Zusammenhang mit Diabetes stellen nicht nur ein körperliches Risiko dar, sondern sind zudem eine häufige Ursache für Arbeitsunfähigkeit und frühzeitige Berentung.

„Rechtzeitig diagnostiziert, sind Depressionen gut therapierbar, entweder mit Antidepressiva, Verhaltenstherapie oder einer Kombination aus beidem“, so der Psychologe. Doch an der Rechtzeitigkeit der Diagnose gibt es viele Zweifel, denn bei vielen Betroffenen bleiben die beiden Krankheiten lange unentdeckt. Depressionen können sich auf eine sehr unterschiedliche Art und Weise äußern. Neben tiefer Niedergeschlagenheit, Mut- und Hoffnungslosigkeit leiden Betroffene häufig auch unter Angstgefühlen sowie Schlafstörungen oder körperlichen Schmerzen.

Forscher suchen nach Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Depressionen und Diabetes, auch, um aus den Erkenntnissen neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Erkannt hat man, dass psychischer Stress bei Menschen mit Diabetes durch eine ständige Aktivierung der Stressachse unter anderem zu Entzündungsprozessen an den kleinen wie großen Gefäßen führt. Diese Entzündungen sind für Diabetiker besonders gefährlich. Dies ist eine wesentliche Ursache für das erhöhte Risiko von depressiven Menschen mit Diabetes, Folgeerkrankungen des Diabetes zu entwickeln. Ungünstig ist ebenfalls, dass durch psychischen Stress die Wirkung des Insulins eingeschränkt wird.

wanc 09.05.2012/ Quelle: Diabetes Kongress 2012
 
 
 
 
 
 
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