Gehirn
Gehirn: Bei Parkinson-Kranken geht die Dopamin-Produktion zu Grunde (Foto: BBC)
> Parkinson: Vor dem Ausbruch erkennen
Eine Parkinson-Erkrankung lässt sich mit Hilfe einer
speziellen Ultraschallmethode frühzeitig erkennen- lange bevor die Krankheit das Gehirn
spürbar geschädigt hat. Die so genannte "transkranielle Sonographie (TCS)"
könnte daher erstmals eine Frühdiagnose dieser Bewegungsstörung möglich machen.


Zittern bei Menschen mit Morbus Parkinson erstmals die
Hände, sind die Schäden im Gehirn bereits weit fortgeschritten. Zwei Drittel
der Zellen, die den für ruhige, gleichmäßige Bewegungen wichtigen Botenstoff
Dopamin bilden, sind dann schon zugrunde gegangen - unwiderruflich. Die
Dopaminproduktion in der so genannten Substantia nigra liegt zu diesem
Zeitpunkt bei weniger als 20 Prozent. Bislang war eine Frühdiagnose kaum möglich.
In der Computer- und Kernspintomographie bleibt die Parkinson-Erkrankung selbst
im Spätstadium unsichtbar. Anders im Ultraschall.



Das Gehirn ist zwar durch die Schädeldecke gegen Ultraschallwellen abgeschirmt.
Doch über ein kleines "Fenster" an der Schläfe ist eine Untersuchung
möglich. Von hier aus dringt die transkranielle Sonographie in die Tiefen des
Gehirns bis zur Substantia nigra vor. "Als die TCS erstmals bei
Parkinson-Patienten durchgeführt wurde, erwartete niemand, etwas besonderes zu
sehen", erinnert sich Dr. Daniela Berg vom Hertie-Institut für klinische
Hirnforschung in Tübingen.



Umso überraschender das Ergebnis, dass Ultraschallwellen bei
mehr als 90 Prozent aller Erkrankten in der Substantia nigra verstärkt
reflektiert wurden. Wissenschaftler sprechen von einer
"hyperechogenen" Zone. "Verantwortlich hierfür ist vermutlich
unter anderem der hohe Eisengehalt in der geschädigten Hirnregion", betont
Berg.



Das Eisen reichere sich dort im Verlauf der Erkrankung an.
Es gebe Hinweise, dass mit der TCS sehr frühe Veränderungen erkennbar sind,
meint Berg: "Sollte sich diese Vermutung bestätigen, wäre erstmals ein
einfach anwendbares, nebenwirkungsfreies und kostengünstiges Verfahren für die
Früh- und präklinische Diagnose der Parkinsonerkrankung verfügbar."



Diese Entdeckung könnte nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin (DEGUM) Diagnostik und Therapie des Morbus Parkinson
maßgeblich beeinflussen. Schon lange sind Mediziner auf der Suche nach Mitteln
und Wegen, um den Krankheitsverlauf in der Frühphase zu stoppen. Viel
versprechende Medikamente gibt es bereits. Doch bislang war es unmöglich,
Menschen zu finden, an denen man sie hätte testen können. In der Frühphase
fühlen sich die Patienten völlig gesund, obwohl die Krankheit das Gehirn
bereits angegriffen hat.



WANC 06.07.06

 
 
 
 
 
 
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