> Vitamin D soll gegen Rheuma wirken
Studien und Meldungen über die positiven gesundheitlichen Wirkungen von Vitamin D häufen sich. Dabei scheint bisher vor allem belegt zu sein, dass Vitamin D gegen Osteoporose - also dem Abbau von Knochenmasse - wirksam ist. Doch nun tauchen die Vorzüge von Vitamin D auch im Zusammenhang mit Rheuma auf. Eine neue Untersuchung will nachweisen, dass das Vitamin D über eine anti-entzündliche Wirkung gegen entzündlich-rheumatische Erkrankungen verfügt.

Wie die Studie zeigt, liegt "auch bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufig ein Vitamin-D-Mangel vor". Das hat Dr. med Hans-Eckhard Langer, Leiter der Schwerpunktpraxis für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Osteologie am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf durch eine Untersuchung des Blutes von 641 Patienten heraus gefunden. Nur bei einem Drittel der Erkrankten konnten sie eine optimale Versorgung mit Vitamin D feststellen, bei 7,8 Prozent zeigte sich ein schwerer Mangel. Selbst Patienten, denen bereits Vitamin-D-Präparate verschrieben worden waren, waren nur zu knapp 40 Prozent optimal versorgt, weiß Langer zu berichten. Womöglich müssten die geltenden Dosisempfehlungen neu überdacht werden - sagt er. Was bedeutet: Es soll mehr eigenommen werden.

“Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung wirkt sich positiv auf die Muskel- und Knochengesundheit aus, außerdem bestehen Hinweise aus großen Beobachtungsstudien, dass sich die anti-entzündliche Wirkung von Vitamin D positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt“, betont Dr. med. Heike Bischoff-Ferrari, Leiterin des Zentrums Alter und Mobilität der Universität Zürich. Besonders in den Wintermonaten solle man den Mangel mithilfe von Vitamin-D-Präparaten ausgleichen. „Um Krankheiten vorzubeugen, müssen über das ganze Jahr hinweg stabile Vitamin-D-Spiegel erreicht werden“, so die Expertin. Bislang gibt es Empfehlungen zur Vitamin-D-Einnahme lediglich für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder, sowie für Senioren mit erhöhtem Osteoporose-Risiko. Ein Vitamin-D-Mangel trete aber auch in den mittleren Altersgruppen häufig auf.

Bereits verschiedene andere Studien haben den Zusammenhang zwischen zu wenig Vitamin D und Rheuma versucht zu belegen: Patienten mit einem geringen Vitamin-D-Spiegel litten vermehrt unter Gelenkschmerzen. Eine Studie aus dem Jahr 2010 stellte fest, dass bei Vitamin-D-Mangel die Zahl der geschwollenen Gelenke erhöht war. Und eine Studie aus dem Jahr 2011 (The Journal of Rheumatology (2011), Band 38, Seite: 53-59) begründet den Zusammenhang von einem Vitamin-D-Mangel und dem Auftreten von Rheuma durch das Auftreten bestimmter Antikörper (anti-CCP) und höheren Spiegeln eines Entzündugsmarkers (hsCRP). „Zur Prävention und Behandlung rheumatisch-entzündlicher Erkrankungen müssen wir die Bedeutung des Vitamin-D-Mangels in der Praxis noch stärker berücksichtigen“, betont Professor Dr. med. Jürgen Braun, ärztlicher Direktor des Rheumazentrums Ruhrgebiet in Herne.

Zur Anmerkung: Nach strengen wissenschaftlichen Kriterien belegen die Studien bisher vor allem eines: Rheumapatienten haben oft auch einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Es gibt Anzeichen, dass ein Vitamin-D-Mangel sich negativ auf die entzündlichen Vorgänge im Körper auswirkt. Aber in wie weit es einen ursächlichen Zusammenhang gibt oder ob Rheuma nicht erst zu einer Abnahme von Vitamin D im Körper führt, steht noch nicht fest. Und: Ob und wie weit die Einnahme von Vitamin D die rheumatischen Beschwerden wirklich lindern kann, ist auch noch nicht wirklich belegt. So räumt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ein: "Forschungsergebnisse der letzten Jahre lieferten Hinweise auf eine Rolle des Vitamin D für die Prävention verschiedener chronischer Krankheiten." Die DGE spricht von HInweisen - nicht wissenschaftlichen Belegen.

Etwa jeder zweite Mensch in Deutschland soll einen Vitamin D Mangel haben. Ob man deshalb gleich Vitamin-D-Präparate nehmen muss? Zumindest sind nicht alle Mediziner der Meinung, dass dessen bedarf. "Gefährliche Mangelerscheinungen sind in Deutschland erfreulicherweise selten", beruhigt Professor Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie in Öko-Test. Die meisten Menschen hätten auch im Winter nur unbedenklich niedrigere Vitamin-D-Spiegel. Denn der Körper könne das Vitamin im Fettgewebe speichern und es in Zeiten des Mangels wieder in den Blutkreislauf abgeben. Dass ein Vitamin-D-Mangel auch Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Immunerkrankungen oder Krebs begünstigt, sei bislang noch nicht erwiesen.

Berliner Ärzteblatt 06.08.2012/ Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), ÖKO-TEST Januar 2012
 
 
 
 
 
 
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