Bei Osteoporose löst sich die Knochenmasse langsam auf (Foto: Nature)
> Beschleunigt köprereigener Stoff Osteoporose?
Ein natürliches im menschlichen Körper vorkommendes Cannabinoid soll britischen Forschern zufolge Knochenschwund (Osteoporose) beschleunigen. Mit dieser Erkenntnis hoffen die Wissenschaftler nun ein neues Medikament gegen die schmerzhafte Erkrankung zu finden.

Unter Osteoporose versteht man eine Abnahme der Knochenmasse, -struktur und -funktion, die zu einer schmerzhaften mechanischen Instabilität des Skelettes mit der Gefahr von Knochenbrüchen führt. Die wichtigsten Formen der Osteoporose sind die postklimakterische und die Altersosteoporose. Jede zweite Frau über 50 Jahren ist mittlerweile von dieser Erkrankung betroffen.

Die Forscher machen das Sinken des Östrogenspiegels dafür verantwortlich. Bisher wurden Hormonersatztherapien angeboten, die aber zum Teil zu erhöhtem Brustkrebs- und Herzinfarktrisiko führen. Die britischen Forscher haben nun damit spekuliert, dass Cannabinoide, die beim Knochenaufbau eine wesentliche Rolle spielen, auch beim Abbau beteiligt sind. Im Mäuseversuch bestätigten sich die Befürchtungen.

Die Cannabinoid-Rezeptoren und Zellen namens Osteoklasten (Knochenfresszellen) scheinen jedenfalls eine wesentliche Rolle bei der Bildung der Erkrankung zu spielen. Die Osteoklasten entlassen normalerweise Säuren, die alte und weiche Knochen auflösen und die Bildung neuer fördern. Die Stoffe, die dann übrig bleiben, erlauben dann einen neuen Knochenwuchs.

Nun konnten die Forscher feststellen, dass überaktive Osteoklasten zu Knochenschwund führen können, da sie bestehende Knochen ausdünnen. Mit chemischen Stoffen, die die Cannabinoid-Rezeptoren blockierten, wurde auch die Osteoklasten-Bildung verlangsamt.

"Bis jetzt weiß niemand genau, welche Rolle das Östrogen im Knochen spielt", so Stuart Ralston von der University of Edinburgh, der an der Studie mitgearbeitet hat. Der Forscher vermutet aber, dass das fehlende Östrogen zu einer Zunahme der natürlichen Cannabinoide führt und das führt wiederum zu einem stärkeren Abbau durch die Osteoklasten.

Pharmahersteller testen nun Appetithemmer, die die Cannabinoid-Rezeptoren blockieren, auch für Osteoporose-Patienten. Die Forscher glauben, dass ähnliche Medikamente beim Knochenschwund wirken könnten. Unklar ist, ob das Rauchen von Marihuana ebenfalls Osteoporose fördert oder nicht. Denn die Cannabinoide, die der Körper selbst produziert, unterscheiden sich von jenen im Marihuana deutlich.


WANC 27.05.05/pte
 
 
 
 
 
 
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