> Rheuma: 21 Monate warten bis zur Therapie
Menschen mit rheumatoider Arthritis
müssen nach Ausbruch der Krankheit meist mehrere Monate warten, bis sie
die Diagnose und eine fachärztliche Therapie erhalten. Diese
Verzögerung verschlechtert die Chancen auf eine Heilung. Der
Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) bemängelt, dass diese
Situation wegen des Mangels an Fachärzten für die Erkrankung - den
Rheumatologen - besteht.
  Rund 450 000 Menschen in Deutschland leiden an rheumatoider Arthritis,
der häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankung. Je zügiger sie behandelt
wird, desto höher sei die Aussicht auf Symptomfreiheit, sagt der
Verband. Beginne die Therapie erst nach drei Monaten, schwindet diese
Chance zunehmend. Doch wie eine Untersuchung des BDRh zeigt, vergehen durchschnittlich 21
Monate, ehe ein Patient erstmals mit dem Facharzt spricht. „Selbst nach
Überweisung vom Hausarzt bekommt nur jeder zwölfte Patient binnen zwei
Wochen einen Termin beim Rheumatologen. Die Hälfte der Patienten muss
auf den wichtigen Besuch ein bis drei Monate warten. Damit verstreicht
kostbare Zeit bis zur Diagnose und Therapie“, kritisiert Dr. Edmund
Edelmann, 1. Vorsitzender des BDRh.   Eine Ursache des Problems sei eine unzureichende Ausbildung: Das
Fachgebiet werde im Rahmen des Medizinstudiums zu wenig berücksichtigt.
Nur jede dritte medizinische Fakultät habe einen Lehrstuhl für
Rheumatologie. Hinzu komme der Mangel an niedergelassenen
Rheumatologen. Denn deren Zulassung richtet sich nicht nach der Anzahl dieser
Fachärzte in einem Areal. Entscheidend ist vielmehr die Menge aller
Facharztinternisten, also auch der Kardiologen, Gastroenterologen oder
Endokrinologen. „Faktisch besteht damit bundesweit eine
versorgungsfeindliche Zulassungssperre für internistische
Rheumatologen“, so Edelmann. Wie wichtig der Facharzt für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis
aber ist, zeige eine Studie des Deutschen Rheumaforschungszentrums: Ist
an der Therapie kein Rheumatologe beteiligt, steigt das Risiko für
Arbeitsunfähigkeit um mehr als die Hälfte, das für starke Schmerzen
sogar um knapp zwei Drittel.   Mit dem Versorgungskonzept rheumatoide Arthritis will der BDRh die
vorhandenen Defizite beheben. Zentral ist Edelmann zufolge vor allem
eine frühzeitige strukturierte Überweisung durch den Hausarzt, zum
Beispiel mithilfe eines Screening-Bogens. Grundlegend für jede
Behandlung müssten zudem die nationalen und internationalen Leitlinien
sowie die Qualitätsstandards von KBV und BDRh sein. „Werden Patienten
frühzeitig gemäß der Leitlinien behandelt, wird jeder zweite
symptomfrei, verursacht keine zusätzlichen Kosten und in einem Drittel
dieser Fälle auch keine Arzneimittelkosten mehr“, sagt Edelmann. „Daher
sprechen neben den medizinischen Gründen auch finanzielle Aspekte für
eine gute fachärztliche Versorgung.“ WANC 09.04.10/Quelle: Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh)
 
 
 
 
 
 
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