Gefährlicher Untermieter: Magenschmerzen durch einen kleinen Keim
> Helicobacter pylori: Kleiner Keim keineswegs harmlos

Viele tragen einen Keim im Magen, von dem sie gar nichts merken. Doch dieser Keim mit Namen Helicobacter pylori kann nicht nur die Mangenschleimhaut entzünden, sondern soll auch für bösartige Tumore verantwortlich sein.

Jährlich gibt es in Deutschland etwa 18.500 Fälle von Magenkrebs. Damit wird dieser Krebs zu einem der häufigsten bösartigen Tumore. Als wesentlichster Risikofaktor könne nach aktueller Studienlage eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori sein, sagt Professor Peter Malfertheiner vom Universitätsklinikum in Magdeburg. Daher sei es wichtig, diesen Erreger rechtzeitig zu erkennen und konsequent auszurotten.


Laut offiziellen Angaben des Umwelt-Medizinischen-Informations-Dienstes sind etwa 35 Prozent der deutschen Bevölkerung mit Helicobacter pylori infiziert. Die Übertragungswege sind noch nicht sicher geklärt. Viele tragen das Bakterium in sich, ohne es zu wissen: Der zunächst "schlummernde" Magenkeim ist mit seinen fadenförmigen Geißeln extrem beweglich und verteilt sich über die gesamte Magenschleimhaut. Er gräbt sich unter die Schleimschicht der Magenwand und heftet sich dort an die Zellen der Magenschleimhaut. Die Folge: Eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), die häufig stumm im Magen schwelt, sich aber auch zu einem Geschwür entwickeln kann.


Fakt ist: Bis zu 90 Prozent der akuten oder chronischen Magenschleimhautentzündungen, etwa 90 Prozent der Zwölffingerdarmgeschwüre und bis zu 80 Prozent aller Magengeschwüre gehen zu Lasten des Magenbakteriums. Die Schlussfolgerung, dass alle Magenschleimhautschäden oder Geschwüre im oberen Magen-Darm-Trakt durch Helicobacter pylori verursacht werden, ist aber falsch.


Bei vielen Patienten mit besagten Magenerkrankungen kann das Bakterium nicht nachgewiesen werden. Studien belegen bisher, dass nur ungefähr ein Promille aller Menschen, die mit Helicobacter infiziert sind, überhaupt ein Magenkarzinom entwickeln. Deshalb scheint es naheliegend, dass Helicobacter nur einer unter vielen krebserregenden Faktoren ist. Man geht aber davon aus, dass durch Helicobacter das Krebsrisiko ungefähr um das Fünffache ansteigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Bakterium daher als "krebserregend" eingestuft.


Hinweise auf eine Infektion mit dem gefährlichen Untermieter:



  • Mundgeruch
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Unwohlsein
  • Brechreiz
  • Speisenunverträglichkeiten
  • Schmerzen (besonders im Oberbauch)
  • Stuhlunregelmäßigkeiten

Oft werden diese Symptome als harmlose Befindlichkeitsstörungen abgetan. Bei Brennen im Oberbauch, Erbrechen, stärkeren und länger anhaltenden Schmerzen bis hin zu Krämpfen, besonders bei Patienten über 45 Jahren, ist eine sofortige ärztliche Untersuchung angeraten.


Eine so genannte Eradikations- oder Tripeltherapie, bei der drei verschiedene Arzneimittel, ein Magensäurehemmer und zwei Antibiotika, zum Einsatz kommen, tötet den Keim in nur einer Woche ab. Die Beseitigung von H. pylori ist jedoch nicht bei allen Patienten mit Beschwerden im Magen und Zwölffingerdarm erfolgreich. Es gibt einige Fälle, bei denen es trotz erfolgreicher Triple-Therapie wieder zu erneuten Magenbeschwerden kommt. Zusätzlich zu erwähnen ist, dass nur etwa zehn Prozent der Personen, die Helicobacter pylori in ihrem Magen beherbergen, peptische Beschwerden entwickeln.


Fazit: Nicht jede H. pylori-Infektion führt automatisch zu einer schwerwiegenden Krankheit, aber in sehr vielen Fällen sind chronische Magen- oder Darmerkrankungen auf eine Infektion mit dem Keim zurückzuführen oder werden durch sie begünstigt. H. pylori wird daher oft als "Magenteufel" bezeichnet.


WANC 13.11.03/dgk

 
 
 
 
 
 
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