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Viel Obst und Gemüse beeinflussen das Risiko für die Entstehung von Krebserkrankungen (Foto: Stock photo)
> Obst und Gemüse: Einfluß auf die Entstehung von Krebs
Der Einfluss des Ernährungsverhaltens
auf das Krebsrisiko wird seit längerem wissenschaftlich erforscht.
Dabei zeigt sich, dass die Zusammensetzung der Nahrung nicht nur das
Risiko für die Entstehung von Krebserkrankungen beeinflussen kann,
sondern offenbar auch den Verlauf der Erkrankung selbst. So wirkt sich
eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse bzw. wenig rotem Fleisch
günstig auf die Prognose bei Eierstockkrebs aus. Ob die derzeit heftig
beworbene Anti TKTL1 – Diät wirklich gegen Krebs helfen kann, bleibt
umstritten.
Die Forscher beobachteten den Krankheitsverlauf bei 341
Eierstockkrebspatientinnen, die im Rahmen einer früheren Studie u.a. zu
ihren Ernährungsgewohnheiten im Vorfeld der Krankheitsdiagnose befragt
worden waren. Frauen, auf deren Speiseplan viel Obst und Gemüse
standen, wiesen längere Überlebenszeiten auf als Frauen, die Obst und
Gemüse nur selten aßen. Als besonders günstig erwiesen sich gelbe Früchte und Gemüse aus der
Familie der Kreuzblütengewächse, zu denen beispielsweise Brokkoli und
andere Kohlarten zählen. Häufiger Fleischverzehr, insbesondere der
Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch hingegen wirkte sich
ungünstig auf die Überlebenszeit aus. Die Ergebnisse zeigten, so die
Studienautoren, dass die Ernährung weitreichende Auswirkungen auf eine
Eierstockkrebserkrankung haben könne. Was das gesunde Maß der Dinge sein könnte, empfehlen die
Weltgesundheitsorganisation WHO und die DGE (Deutsche Gesellschaft für
Ernährung e. V.) unter dem Motto "5-a-Day" ("5 am Tag"). Das bedeutet
fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, die gewährleisten die regelmäßige
und ausreichende Ernährung mit frischem Obst und Gemüse. Dieses Ziel erreichen jedoch nur die wenigsten. Fast jeder fünfte
Deutsche (19,6 % der Befragten) schafft es überhaupt nicht, 5-mal am
Tag frisches Obst oder Gemüse zu essen. Die Hälfte der Deutschen (51,5
%) erreicht dieses Ziel höchstens 3-mal in der Woche. Nur jeder 11.
Deutsche (8,6 %) ernährt sich richtig und nimmt 5 Portionen Obst und
Gemüse täglich zu sich. Auch in anderen Ländern sieht das nicht besser
aus. Die Hauptgründe für ungesunde Ernährung sind in allen Ländern fast
gleich: Der Lebensstil und der Job sind es meistens (41 % aller
Befragten in Europa), die eine gesündere Ernährung aus Zeitmangel
erschweren. Tumorpatienten wird derzeit ein neues Ernährungsprinzip mit dem
Versprechen empfohlen, durch eine Ernährungsumstellung auf eine
kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung unter dem Einsatz spezieller,
nicht deklarierter Lebensmittel („mit besonderen Kohlenhydratquellen“)
Wachstum und Metastasierung ihres Tumors verhindern zu können. Hinter dieser “Hoffnung für Krebspatienten” steckt die Erkenntnis von
Dr. Johannes F. Coy aus Habitzheim, dass aggressive, Metastasen
bildende Krebsformen ihre Energie nicht aus der Verbrennung von Zucker
zu Kohlendioxyd und Wasser gewinnen sollen, sondern vielmehr aus der
Vergärung von Glukose zu Milchsäure. Ein Vorgang, den man bevorzugt in
Sauerstoff-mangelversorgten Tumoren bzw. Tumorarealen beobachten
könnte. Dabei soll das Gen Transketolase-like-1 (TKTL1) eine
entscheidende Rolle spielen. Sind Krebszellen TKTL1-positiv, fände die
Energiegewinnung durch Vergärung mit dem Endprodukt Milchsäure statt,
die u.a. Wachstum und Metastasenbildung des Krebsgeschwürs begünstigen
soll (Möller,Coy EHK 2009;58: 61-69). Mit der Ernährungsumstellung
könne diesem Prozess entgegen gewirkt werden. Ernährungsexperten der Deutsche Krebsgesellschaft bewerten das so:

  • Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine wissenschaftliche
    Untersuchung, die belegt, dass eine derartige Kostform mit den dazu
    verkauften Lebensmitteln Wachstum und Metastasierung eines Tumors beim
    Menschen verhindern bzw. zurückdrängen kann.

Bisher liegt dazu nur
    eine Arbeit mit einem Mausmodell vor (Otto et al.BMC Cancer
    2008;8:122). Hierbei wurde das Tumorwachstum lediglich verzögert.
    Tierversuche sind aber auf den Menschen nur sehr eingeschränkt
    übertragbar.

  • Tumorzellen können sich prinzipiell mit allen Substraten
    ernähren, auch mit Eiweiss bzw. Aminosäuren, Fett bzw. Fettsäuren,
    Laktat und sogar Ketonkörpern (Sonveaux P. et al.J Clin Invest
    2008;118:3930-3942; Kallinowski F. et al., Cancer Research 48, 1988).

  • Ein Gärungsstoffwechsel ist bei vielen (meistens
    Sauerstoff-verarmten) Tumorarten nachgewiesen. Aber nicht jeder Tumor
    einer Krebsart zeigt auch einen deutlich ausgeprägten
    Gärungsstoffwechsel. Eine derartige Ernährungsform wäre daher nur bei
    Patienten mit solchen Tumoren sinnvoll, die Glukose verstärkt
    verstoffwechseln. Dies müsste erst für jeden einzelnen Tumor durch
    entsprechende Stoffwechseluntersuchungen festgestellt werden.

  • Die Funktionen der TKTL1 bei einer Tumorerkrankung sind nicht
    geklärt und noch Gegenstand intensiver Forschung. Die TKTL1 ist nicht
    tumorspezifisch und ist auch in Normalgeweben nachweisbar, z.B. in
    normalem Brustgewebe (Bau L A. Das Transketolase-like-1 Protein (TKTL1)
    im Mammakarzinom.

  • Die scheinbare enzymatische Aktivität des Proteins TKTL 1 ist nur
    in einem indirekten, gekoppelten Assay durch die Entstehung von NADH +
    H+ beschrieben, nicht jedoch wie für Enzyme üblich durch den
    eindeutigen direkten analytischen Nachweis der Reaktionsprodukte. Zudem
    muss das Protein hierzu in biochemisch reiner Form eingesetzt werden,
    damit Falschinterpretationen ausgeschlossen werden können. Beides ist
    in der Literatur momentan nicht beschrieben und es bedarf erst noch des
    einwandfreien biochemischen Nachweises, dass TKTL 1 tatsächlich eine
    eigene Transketolaseaktivität besitzt.

  • Ein Nachweis von aktivierten Makrophagen (z.B. TKTL1 (EDIM
    Test)), die „Bruchstücke von Tumorzellen enthalten sollen“ ist ein
    unspezifischer Hinweis, mit dem kein sicherer Rückschluss weder auf
    einen vorhandenen Tumor noch auf bestimmte Tumoreigenschaften möglich
    ist.

  • Zum derzeitigen Zeitpunkt kann eine Anwendung der "Anti TKTL1 -
    Diät" nicht empfohlen werden. Die Ernährung eines Tumorpatienten darf
    kohlenhydratarm sein, wenn eine derartige Ernährung überhaupt
    nebenwirkungsfrei möglich ist. Spezielle Lebensmittel sind dazu nicht
    notwendig, zumal wenn die dafür kommerziell angebotenen Lebensmittel
    nicht deklariert sind.


Trotz aller Kritik: Klar scheint den meisten Wissenschaftlern
mittlerweile zu sein, dass die Ernährung einer individuellen
Einstellung auf die persönliche Situation des Patienten bedarf. Die
Fett- und Eiweißzufuhr zu erhöhen, scheint vor allem bei Tumorpatienten
angesagt, die durch den Krebs an Gewicht verlieren. Denn Fette wirken
appetitfördernd und entzündungshemmend. Entscheidend dabei ist
allerdings die Qualität der Fette. Gute Fette sind vor allem Omega-3
Fettsäuren. Die stecken in Rapsöl, Walnussöl, Walnüssen, Leinöl,
Leinsaat, Perillaöl, in Fisch, Meeresfrüchten und im Fleisch von
Weidetieren. WANC 18.03.10, Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft, Research Now, Journal of the American Dietetic Association
 
 
 
 
 
 
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