Mit Bier vor dem Fernseher
Regelmäßiger Alkoholkonsum steigert das Krebsrisiko
Foto: DAK/Wigger

> Wer zuviel trinkt, bekommt häufiger Krebs

Wie gefährlich ist Alkohol? Glaubt man
neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen, dann reichen
schon kleine Mengen regelmäßig getrunken aus, um das Risiko
zu erhöhen, an Krebs zu erkranken. Wobei sich die Experten
nicht ganz einig sind, ob zum Alkohol nicht noch andere
Risikofaktoren hinzukommen müssen.



Regelmäßiger Alkoholkonsum begünstigt Tumore in der
Speiseröhre, der Leber und des Dickdarms - rund
4 Prozent aller Krebserkrankungen sind auf
Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Rund vier Millionen
Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig oder nehmen
alkoholische Getränke in schädigenden Mengen zu sich,
40.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des
übermäßigen Alkoholkonsums - neben Leberversagen und
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind auch
Krebserkrankungen häufige Todesursache bei
Alkoholmissbrauch.



Doch wo liegt die Grenze? Ab wann wird es gefährlich?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zieht sie
bei höchstens 20 Gramm Alkohol am Tag für Männer. Das
entspricht knapp einem halben Liter Bier oder einem Glas
Wein. Frauen sollten maximal 10 Gramm Alkohol an einem
Tag zu konsumieren. Die DGE betont, dass selbst diese
Mengen nicht jeden Tag getrunken werden sollten.



Der „Europäische Kodex gegen den Krebs“ nennt die
gleichen Mengen als Obergrenze. Die Autoren dieser
europäischen Empfehlungen weisen aber darauf hin, dass
sich sogar kleine regelmäßig konsumierte Alkoholmengen
noch messbar, wenn auch verhältnismäßig geringfügiger auf
das Krebsrisiko auswirken.



"Wir haben gezeigt, dass der Körper unter chronischem
Alkoholeinfluss nicht mehr in der Lage ist, sogenannte
freie Radikale unschädlich zu machen", erklärt der
Heidelberger Alkoholforscher Prof. Dr. Helmut Seitz,
Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Salem. Freie Radikale
entstehen bei der Zellatmung und werden mit
Alterungsprozessen in Verbindung gebracht. "In der Regel
verfügt der Körper über Schutzmechanismen, um diese
Radikale abzufangen. Bei Alkoholikern verursachen sie
allerdings schwere Schäden im Erbgut der Leber und
erhöhen so das Krebsrisiko."



Seitz hat einen genetischen Risikomarker gefunden, der
anzeigt, ob sich unter chronischem Alkoholkonsum Krebs
entwickelt oder nicht. Es existieren verschiedene
Varianten eines Enzyms, das Alkohol in das krebserregende
Stoffwechselprodukt Acetaldehyd abbaut. Menschen, die nur
über eine bestimmte Variante dieses Enzyms
Alkoholdehydrogenase 1C verfügen, sind bei Alkoholkonsum
einem besonders hohen Krebsrisiko ausgesetzt.



Allerdings – die Frage bleibt, ob der Alkohol alleine
das Risiko fördert oder ob es nicht auf einem fatalen
Zusammenspiel mehrerer Faktoren basiert. So führen
Mediziner die eigentlichen Krebsursachen eher auf
alkoholbedingte Entzündungen oder durch Alkohol
gefördertes Übergewicht zurück. Auch das Zusammenwirken
von Alkohol, Übergewicht und Hormonspiegel bei Brustkrebs
erscheint auffällig.



WANC 18.07.08

 
 
 
 
 
 
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