Foto von Jason Tuinstra auf Unsplash
Salz stört die Funktion von Immunregulatoren (Tregs): Ihre Mitochondrien produzieren vorübergehend weniger Energie und verändern so den Zellstoffwechsel (Foto von Jason Tuinstra auf Unsplash)
> Salz kann das Immunsystem schwächen

Eine salzreiche Ernährung kann nicht nur den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen. Sie kann auch negative Auswirkungen auf die Regulation des Immunsystems haben. Wissenschaftler des VIB Center für Entzündungsforschung, der Universität Hasselt in Belgien und dem Max Delbrück Center (MDC) in Berlin haben heraus gefunden, dass Salz die regulatorischen T-Zellen ausbremst. T-Zellen unseres Immunsystems können virusbefallene Zellen direkt zerstören.


Das MDC beschreibt die Bedeutung der T-Zellen als wichtige Immunregulatoren so: Regulatorische T-Zellen, kurz Tregs genannt, sind ein wesentlicher Bestandteil des adaptiven Immunsystems. Sie erhalten das Gleichgewicht zwischen normaler Funktion und überschießender Entzündung. Manchmal werden sie als „Immunpolizei" beschrieben, weil sie Übeltäter wie etwa aggressive Immunzellen, die sich gegen den eigenen Körper richten, in Schach halten. Sie sorgen dafür, dass Immunreaktionen kontrolliert ablaufen – ohne den Organismus zu schädigen.
Eine Fehlfunktion der Tregs könnte laut MDC dazu führen, dass sich Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose entwickeln. Erst kürzlich haben Wissenschaftler*innen gezeigt, dass die Mitochondrien der Tregs bei betroffenen Patient*innen schlechter arbeiten. Die Ursachen blieben jedoch unklar. Aus früheren Untersuchungen geht zudem hervor, dass zu viel Salz die Treg-Funktion beeinträchtigen könnte, indem es einen autoimmunähnlichen Phänotyp hervorruft. Mit anderen Worten: Zu viel Salz lässt die Treg-Zellen eher wie diejenigen aussehen, die an Autoimmunerkrankungen beteiligt sind. Wie genau Salz die Treg-Funktionen beeinträchtigt, war jedoch noch nicht bekannt.


Salz stört die Zellkraftwerke der Tregs
Die jetzt durchgeführte Studie hat nun nachgewiesen: Salz stört die Treg-Funktion, indem es die Energieerzeugung in Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle) hemmt und den zellulären Stoffwechsel verändert. Das Problem der Zellkraftwerke ist offenbar der erste Schritt, wie Salz die Treg-Funktion stört und zu Veränderungen in der Genexpression führt – ähnlich wie bei dysfunktionalen Tregs bei Autoimmunerkrankungen.


Selbst wenn die Mitochondrienfunktion nur kurz unterbrochen wurde, hatte dies in verschiedenen Versuchsmodellen langanhaltende Folgen für die Leistungsfähigkeit und die immunregulierende Kapazität der Tregs. Die neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Salz möglicherweise zu Fehlfunktionen der Tregs bei verschiedenen Krankheiten beiträgt. Das muss allerdings in weiteren Studien bestätigt werden.


Wie zu hoher Salzkonsum die Gesundheit beeinträchtigt
Bereits vor einigen Jahren haben Wissenschaftler gezeigt, dass zu viel Salz in unserer Ernährung den Stoffwechsel und die Energiebilanz bestimmter Zellen des angeborenen Immunsystem negativ beeinflussen kann. Monozyten oder Makrophagen funktionieren dann nicht mehr richtig, weil Salz die Kraftwerke unserer Zellen schwächt, die Mitochondrien. Mit anderen Worten: Salz kann den Energiehaushalt unserer Immunzellen gehörig durcheinander bringen. Denn es dämpft die Atmung und damit die Aktivität der Kraftwerke in unseren Zellen. In unseren Immunzellen herrscht dann sozusagen Energiemangel. Das hat doppelt fatale Folgen, denn die Immunzellen übernehmen in unserem Körper – stark vereinfacht gesagt – zwei Funktionen: Einige wehren neu angreifende Viren, Parasiten und Bakterien ab, andere steuern dieses Abtöten und verhindern so Entzündungen. Bei übermäßigem Salzkonsum werden die abwehrenden Zellen gestärkt, die regulierenden Zellen aber abgeschwächt, weshalb leichter Entzündungen entstehen können.


23.32023
Quelle: Max Delbrück Center und Experimental and Clinical Research Center (ECRC)

 
 
 
 
 
 
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