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Cranberries bietet Schutz gegen Harnwegsinfekte (Foto von Heather Barnes auf Unsplash)
> Cranberries: Schutz vor Harnwegsinfektionen nur ein Mythos?

Schon seit vielen Jahren ist man der Wirkung von Cranberries auf der Spur. Bereits 1994 wurde eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, deren Ergebnis eine Senkung der Harnwegsinfektionen bei älteren Frauen um 42% war. Weitere Studien folgten, doch die Ergebnisse waren durchaus widersprüchlich. Jetzt liegt die Auswertung weiterer Untersuchungen vor. Und die bestätigt: Cranberries können bei manchen tatsächlich das Risiko für eine Infektion der Harnwege senken.


Dr. Gabriele Williams, Studienleiterin und Ärztin vom The Children's Hospital in Westmead in Australien, erinnert sich, dass schon ihre Mutter auf Cranberrysaft schwörte, um ihre schrecklichen und häufigen Harnwergsinfekte zu bekämpfen. „Sie nahm ihn täglich, zuerst als Saft dann als Kapseln. Sobald sie damit aufhörte, zack, kamen die Schmerzen zurück."


Studien belegen Wirksamkeit von Cranberries
Williams hat zusammen mit Ärzten von der australischen Flinders University seit 2012 durchgeführte 26 Studien mit insgesamt 6.211 Teilnehmern/innen ausgewertet. Über alle Studien hinweg verringerten Cranberries - als Saft oder als Kapseln genommen - das Risiko für eine Harnwegsinfektion um 30%.


Eine weitere Auswertung, die sich auf bestimmte Patientengruppen bezog, ergab, dass sich das Risiko für eine Harnwegsinfektion bei Frauen um 26%, bei Kindern um 54% und bei Menschen mit einer besonderen Infektionsanfälligkeit um 53% reduzierte. Es gab aber auch Patientengruppen, bei die Cranberrieprodukte kaum oder keine Wirkung entfaltete: bei älteren Frauen und Männern, bei Schwangeren und bei Erwachsenen mit den Vorerkrankungen Blasenfunktionsstörung und unvollständige Entleerung der Blase.


Wirksam wie Antibiotika
Cranberriesaft und -tabletten wurden darüber hinaus in der Wirkung mit Antibiotika und Probiotika verglichen. Dabei kam heraus, dass Cranberries Harnwegsinfekte gleich gut vermeiden können wie Antibiotika. Sie sind wahrscheinlich wirksamer als Probiotika. Genauere Aussagen lassen sich aber nicht machen, weil die Zahl der untersuchten Personen zu gering war.


Williams sagt zu den Studienergebnissen, dass sie nicht wirklich überrascht über die Wirkung von Cranberries war und es sich dabei eben nicht um einen Mythos handelt. „Wie üblich hat sich herausgestellt, dass Mutter Recht hatte."


Wirkmechanismus noch nicht vollständig aufgeklärt
Auf welchem Weg Cranberries wirken, ist noch nicht endgültig entschlüsselt. Das Deutsche Ärztezblatt schreibt: „Als Wirkme­chanismus wird eine Blockade der Fimbrien (Anm. der Redaktion: fadenförmige Anhänge an Bakterien) diskutiert, mit denen E. coli (Anm. der Redaktion: Kolibakterien, die Harnwegsinfektionen auslösen) der häufigste Erreger von Harn­wegs­infektionen, an der Schleimhaut bindet. Die Blockade soll durch Proanthocyanidin (Anm. der Redaktion: sekundäre Pflanzenstoffe) bewerkstelligt werden, das den Beeren auch ihre auffällige rote Farbe verleiht."


10.05.02023
Quelle: Cochrane Library

 
 
 
 
 
 
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