> Was ist der R-Wert und was bedeutet Inzidenz?

R-Wert und Izidenz sind Hilfswerte, um die Gefährdungslage der Coronapandemie zu beschreiben. Mit diesen Zahlen wird versucht, das Infektionsgeschehen zu kategorisieren - messbar zu machen. Für die Politik geben diese Werte Anhaltspunkte, um über Maßnahmen (Lock down) gegen die Ausbreitung des Virus zu entscheiden.


Die Reproduktionszahl R gibt, wie viele Menschen von einem Infizierten angesteckt werden. Das RKI teilt die Werte wie folgt ein:
• Wenn R größer 1, dann steigende Anzahl täglicher Neuinfektionen,
• Wenn R gleich 1, dann konstante Anzahl täglicher Neuinfektionen,
• Wenn R unter 1, dann sinkende Anzahl täglicher Neuinfektionen.


In Deutschland rangiert der R-Wert im Augenblick (Februar 2021) um die 1. Er lag schon einmal deutlich höher: Am 21.6.2020 meldete das RKI den Wert von 2,88. Der Anstieg beruhte auf lokalen Infektionsherden mit vielen Betroffenen. Angestrebt wird ein Wert von unter 1.


Die Inzidenz gibt an, wie viele Infektionsfälle auf 100.000 Einwohner erfasst wurden. Dieser Wert wird ermittelt, um die Gefährdungslage durch Corona regional bestimmen zu können. Am 23.2.2021 lag die Inzidenz der letzten 7 Tage im Mittel bei 60 Fällen pro 100.000 Einwohnern. 238 Kreise liegen über einem Wert von 50, 47 bei über 100 und 3 bei über 250.


Bisher spielte der Wert von 50 eine wichtige Rolle. Er wurde als Grenze genannt, bei dessen Unterschreitung eine Lockerung der Beschränkungen beschlossen werden sollten. Dieser Wert ist von der Politik auf 35 gesenkt worden. Begründung: Man wolle eine Sicherheitszone einbauen, um der höheren Infektionsgefahr durch Mutanten Rechnung zu tragen und die Kapazitätsgrenzen der Krankenhäuser nicht auszulasten.


Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten. Verschiedene Gesundheitspolitiker fordern inzwischen, R- und Inzidenzwert nicht als einzige Faktoren für Eindämmungsmaßnahmen oder einen Stufenplan der Öffnungen zu nutzen. Berücksichtig werden müsste z.B., welche Altersgruppen betroffen sind, wie die die Intensivstationen auslastet sind, um was für ein Infektionsgeschehen es sich handele oder welche Hygiene- und Schutzmaßnahmen getroffen wurden.


Welche Schwellenwerte die richtigen sind, wird weiter diskutiert werden. Die Frage stellt sich aber, ob diese überhaupt die wirkliche Situation wieder spiegeln. Denn alle Berechnungen beruhen die von Laboren an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldeten Daten. Es werden also die Ergebnisse der durchgeführten Tests erfasst. Menschen, die sich infiziert haben, aber keinerlei Symptome haben oder nur so leichte, dass sie die nicht als eine COVID-19-Erkrankung einstufen, bleiben außen vor. Deshalb existiert eine erhebliche Dunkelziffer.


Die Studie „Coronamonitoring" des RKI in vier deutschen Städten, darunter Berlin, zeigte, dass 4,4 Prozent der Teilnehmer positiv auf das Virus getestet wurden. Damit lag der Anteil der Infizierten 2,2 mal höher als der bundesweite Durchschnitt aus den behördlichen Daten.

 
 
 
 
 
 
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