Krankenhauspersonal
Krankenhaus: Auf die Einhaltung der Hygieneregeln kommt es an
> Kliniken: Wenn man darin krank wird statt gesund
Klinken sind oft eine Gefahr für
Patienten. Statt sie gesund zu machen, machen sie sie krank, manchmal
sogar so krank, dass sie daran sterben. Die Hauptgründe:
mangelnde Hygiene und übermäßiger Einsatz von
Antibiotika.


In Europa infiziert sich jeder zehnte
Krankenhauspatient in der Klinik. Jährlich erkranken mindestens
drei Millionen Menschen an so genannten nosokomialen Infektionen,
mehr als 50 000 sterben sogar daran.



Allein in Deutschland infizieren sich
pro Jahr zwischen 500 000 und einer Million Menschen im Rahmen
von Klinikenaufenthalten mit Erregern von Krankenhausinfektionen. Bei
Patienten auf Intensivstationen liegt das Infektionsrisiko sogar bei
über 15 Prozent. Dabei handelt es sich um die
unterschiedlichsten Infektionen wie Wundinfektionen,
Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen und Blutvergiftung.



Wie groß das Problem tatsächlich
ist, beschreibt Professor Markus Dettenkofer von der Universität
Freiburg: „Bei 17 Mio. Patienten pro Jahr, die im Krankenhaus
behandelt werden, leiden auf deutschen Intensivstationen 30 000
Patienten an Lungenentzündung und 7000 an ein Sepsis. 3500
Patienten versterben an diesen Infektionen.“



Ein Grund dafür ist, dass auch in
Krankenhäusern zu oft und zu viele Antibiotika eingesetzt
werden. Besorgniserregend wirkt dabei vor allem die Tatsache, dass
die für die Infektion ursächlichen Bakterien oft mit
herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu bekämpfen sind. So
konnten sich „Superbakterien" wie der multiresistente
Staphylococcus aureus (MRSA) entwickeln, welche leicht übertragbar,
schwer zu bekämpfen und die häufigste Ursache für
lebensbedrohliche Infektionen bei Klinikpatienten sind.



Die Deutsche Gesellschaft für
Krankenhaushygiene fordert eine gesamtnationale Präventionsstrategie.
Denn auf Grund ihrer gesetzlichen Hoheit legen die Bundesländer
die Umsetzung der Krankenhaushygiene selbst fest. „Nur vier
Bundesländer haben bislang eine Krankenhaushygieneverordnung",
sagt Professor Axel Kramer, Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Krankenhaushygiene (DGKH). Die Politik müsse endlich
das Problem der Krankenhaushygiene in Deutschland oben auf ihre
Agenda nehmen.



„In Akutkrankenhäusern mit mehr
als 450 Betten brauchen wir hauptamtliche Krankenhaushygieniker und
für je 300 Betten muss eine speziell ausgebildete
Krankenschwester für Krankenhaushygiene zur Verfügung
stehen", so Kramer. Außerdem müssten von staatlicher
Seite zusätzliche Kapazitäten für die Ausbildung der
Medizinstudenten sowie Weiterbildungskapazitäten für
Fachärzte für Hygiene geschaffen werden.



„Diese Vorgaben müssen
gleichzeitig verbindlich in den Hygieneverordnungen der einzelnen
Bundesländer festgeschrieben werden", fordert der Präsident
der DGKH. "Um diese Regelungen auf breiter Basis durchzusetzen,
sollten Krankenkassen schließlich nur noch Verträge mit
Krankenhäusern schließen dürfen, die ein wirksames
Qualitätsmanagement für Hygiene etabliert haben."



Obwohl derartige Forderungen durchaus
berechtigt erscheinen, vernebeln sie doch den Blick. Denn hygienische
Empfehlungen für Krankenhäuser gibt es bereits heute. Nur –
es halten sich nicht alle daran. Studien haben gezeigt, dass
Infektionen vielfach einfach dadurch entstehen, dass sich
beispielsweise Ärzte nicht richtig die Hände waschen und
desinfizieren.



So stellt denn auch Dettenkofer fest:
„Nach heutigem Wissen lassen sich 15 bis 30 Prozent aller
nosokomialen Infektionen vermeiden. Bei einer sorgfältigen
Beachtung der etablierten Präventionsempfehlungen könnten
nach diesen Angaben allein auf deutschen Intensivstationen mindestens
800 Todesfälle vermieden werden. Es ist übrigens
wissenschaftlich belegt, dass zu wenig Personal auf den Stationen zu
mehr Übertragungen führen – hier muss dringend gehandelt
werden.“



WANC 28.09.07 Quelle: Krank im Krankenhaus,

 
 
 
 
 
 
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