Durch den breiten Einsatz von Antibiotika haben sich Resistenzen entwickelt (Foto: DAK/Wigger)
> Krankheitserreger: Wenn Antibiotika nicht mehr helfen
Immer mehr Krankheitserreger können mit Antibiotika nicht mehr behandelt werden. Sie haben Resistenzen entwickelt, die die Medikamente wirkungslos verpuffen lassen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist der kontrollierte und damit gezieltere Einsatz von Antibiotika.

Antibiotikaresistente Staphylokokken sind bedeutende Erreger von Infektionen in Einrichtungen des Gesundheitswesens. "Die deutliche Zunahme dieser so genannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) in den letzten Jahren ist Besorgnis erregend. Die Eindämmung gelingt nur, wenn alle Beteiligten bewährte Präventionsstrategien konsequent umsetzen", betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI).

Durch den breiten Einsatz von Antibiotika hat Staphylococcus aureus Resistenzen gegen die "Standardantibiotika" Oxacillin bzw. Methicillin (deshalb MRSA) entwickelt. Auch in der ambulanten Praxis häufig eingesetzte Chemotherapeutika wie Fluorchinolone sind gegenüber diesem Erreger in der Regel nicht wirksam.

Die Resistenz schränkt so die Behandlungsmöglichkeiten im Einzelfall erheblich ein und begünstigt ihrerseits die weitere Verbreitung. Besondere Risiken bedeuten MRSA vor allem in chirurgischen Intensivstationen. Der Erreger verursacht dort insbesondere Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Septikämien (Blutvergiftungen).

Von 1995 bis 2001 gab es nach einer Untersuchung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft aus dem Jahre 2001 einen Anstieg des Anteiles von MRSA an allen Staphylococcus-aureus-Isolaten von 8% auf 20%. Die Häufigkeit von MRSA ist in Spanien, Portugal, Frankreich, England und Italien schon deutlich höher.

Die niedrigen MRSA-Raten in den Niederlanden und in Skandinavien (kleiner als 2 %) zeigen dagegen, dass eine konsequente Umsetzung von MRSA-Präventionsstrategien in der Lage ist, die Ausbreitung einzudämmen. "Ein konsequentes MRSA-Management resultiert nicht nur in vermindertem Leid der betroffenen Patienten, sondern zahlt sich auch betriebswirtschaftlich aus, weil die hohen, mit dem MRSA-Problem verbundenen Kosten für Therapie und Pflege der Patienten sinken", unterstreicht Kurth. In Deutschland zeigen mehrere Erhebungen, dass die Häufigkeit von MRSA in Krankenhäusern sehr unterschiedlich ist.

Richtlinien zur Prävention und Kontrolle von MRSA liegen in Form von Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim RKI vor. Sie basieren auf vier grundlegenden Strategien: die Erfassung des Problems durch Diagnostik und Bewertung der Befunde gemäß § 23 Infektionsschutzgesetz, die strikte Umsetzung etablierter Hygienemaßnahmen, die "Sanierung" von MRSA-Trägern (die das resistente Bakterium auf der Körperoberfläche tragen und noch nicht erkrankt sind) und dem kontrollierten Einsatz von Antibiotika (je seltener Bakterien mit Antibiotika in Kontakt kommen, desto weniger breiten sich resistente Erreger aus). "Gerade dem letzten Aspekt muss in Zukunft noch größere Aufmerksamkeit gewidmet werden", fordert Reinhard Kurth.

WANC 07.02.05
 
 
 
 
 
 
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