Die Klamotten, die wir täglich tragen, weisen vielfach so viele Chemikalienrückstände auf, dass sie unserer Gesundheit schaden
> Das Gift auf unserer Haut
Wissen Sie, was Sie gerade tragen? Auf jeden Fall viel Textilfarbe und
sonst noch einige Chemikalien mehr, die unserer Gesundheit schlecht
bekommen. Darunter sind auch solche Stoffe, die dort gar nichts zu
suchen haben: beispielsweise Nonylphenolethoxylat (NPE), das vor allem
als Weichmacher in PVC eingesetzt wird. Dieser Stoff wird zu
Nonylphenol abgebaut, welches eine dem weiblichen Sexualhormon Östrogen
ähnliche Wirkung zeigt. Der wiederholte Kontakt mit Nonylphenol kann
eine Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit zur Folge haben. Und
das ist dann auch die große Gefahr: Gifte, die sich in Kleiderstoffen
finden, reizen nicht nur die Haut, sondern werden über sie auch
aufgenommen und belasten so innere Organe.
Die Gesichte unserer Kleidung ist nicht gerade eine erquickliche: Rund
90 % der in Deutschland verkauften Textilien werden importiert, davon
ein hoher Anteil aus Billiglohnländern. Gegen die herrschenden
Arbeitsbedingungen auch den Umstand, dass oft Kinder zur Arbeit
gezwungen werden, protestieren Organisationen in der ganzen Welt – mir
Recht. Und: Die bei der Herstellung benutzten Chemikalien bleiben als
Rückstände in T-Shirts, Hosen und Co. und reizen die Haut besonders
stark. Nicht selten bilden sich beim Tragen am ganzen Körper Ekzeme und
Flecken, die erst einige Tage nach dem Tragen des Kleidungsstücks
wieder verschwinden. 1 - 2 % aller Kontaktallergien in deutschen
Kliniken werden auf Textilfarben zurückgeführt. Zusätzlich werden
Gifte, die sich mitunter in Kleiderstoffen finden, über die Haut
aufgenommen und belasten so innere Organe. „Derzeit gibt es etwa 800
gebräuchliche Textilfarben, von denen 49 Farbstoffe Kontaktallergene
darstellen“, weiß Dr. Arne Menzdorf vom Allergienetzwerk. Insgesamt kommen mehr als 7.000 Chemikalien bei der Textilfertigung zum
Einsatz. In der Regel werden auch Bakterizide und Fungizide beigefügt,
um Fasern resistent gegen Bakterien und Pilze zu machen. Auch
Formaldehyd, Epoxidharz und Dispersionsfarbstoffe finden häufig ihren
Weg in die Verarbeitung und können als Rückstände auf der Kleidung
bestehen bleiben. Gelangen diese unter die Haut, kann das zu
allergischen Reaktionen führen. „Allergische Reaktionen erfolgen in den
meisten Fällen auf Grund von bei der Verarbeitung zugesetzter Stoffe,
die sich beim Tragen von dem Kleidungsstück lösen und unter die
Hautoberfläche dringen. Eine Reaktion auf Kunst- oder Naturfaser an
sich ist dagegen sehr selten“, weis Menzdorf. Das Grundproblem: Anders als bei Nahrungsmitteln oder Arzneimitteln,
die einer strengen Prüfung und Zulassung für den Markt durchlaufen,
sind Bekleidungstextilien weder anmelde- noch zulassungspflichtig.
Deswegen sind die Behörden über Textilhilfsmittel und Farbmittel nicht
im Einzelnen informiert. Diesen Missstand versucht eine Arbeitsgruppe
„Textilien“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu
verbessern. Sie nehmen gesundheitliche Bewertung von Textilhilfsmitteln
und -farbmitteln vor. Denn 100 % Baumwolle sagt nichts aus über die
Verträglichkeit der Naturfaser aus. Vielmehr ist sie meist eingehüllt
in Farbe und Anti-Bügel-Imprägnierung. Nach dem Textilkennzeichnungsgesetz braucht nur das Nettogewicht der
verwendeten Fasern angegeben werden. Steht auf dem Etikett 100 %
Baumwolle, ist ihr Anteil oft unter 80 % im Endprodukt. Denn Farb- oder
Ausrüstungsstoffe wie Kunstharze müssen nicht berechnet und angegeben
werden. Über 90 % der Baumwoll-T-Shirts, Jeans, Pullover, Sportkleidung und
auch Kinderkleidung enthalten einen erheblichen Anteil an Chemie.
Baumwolle wächst im konventionellen Anbau in Monokulturen und ist
dadurch gegen Schädlinge besonders empfindlich. Wie alle Monokulturen
werden die Pflanzen stark mit Pestiziden und anderen Giften behandelt. Die Folgen dieser Anbau- und Verarbeitungsmethoden gehen leider unter
die Haut. Neben Kontaktallergien kann es bis zu inneren Erkrankungen
kommen. Doch nicht nur der Pflanzenanbau ist entscheidend, auch die
sogenannte „Ausrüstung“ mit Farben, Imprägnierungen oder Weichmachern
kann hautbelastende Faktoren enthalten. Die unterschiedlichen
Stoffqualitäten von strapazierfähigen Jeans, weicher Unterwäsche oder
flauschigem Frotteehandtuch, alle aus Baumwolle, werden durch den
Zusatz von Substanzen erreicht, die das Aussehen sowie die
Gebrauchseigenschaften verändern. Ökotest bemängelt die grundsätzlich zu hohen Chemierückstände in
Textilien. So wurde in 10 von 62 untersuchten Feinstrumpfhosen
allergisierende Dispersionsfarbstoffe gefunden, wie Dispers-Gelb 3
(Gelbfarbstoff ), der nicht nur Hautekzeme verursacht, sondern auch
Krebs auslösen kann Erschreckend ist auch, was das Institut so alles in
Kinder-T-Shirts gefunden hat: • Phthalate wie DEHP, einem von drei Phthalaten, die offiziell als fortpflanzungsgefährdend eingestuft sind, • den Weichmacher Diisononylphthalat (DINP), • die zinnorganischen Verbindung Dioctylzinn, die wie andere
zinnorganische Verbindungen wahrscheinlich das Immunsystem
beeinträchtigt, • die phosphororganische Verbindung Triphenylphosphat, die unter
anderem als Weichmacher eingesetzt wird und im Kontakt mit der Haut
Allergien auslösen kann, • Formaldehyd, ein krebsverdächtiger Stoff, der auch Allergien auslösen kann Wer nach dem Anziehen von Kleidungsstücken schon einmal mit
unangenehmen Hautirritationen wie Bläschenbildung, Hautausschlag oder
Juckreiz reagiert hat oder unter einer anderen Allergie leidet, sollte
gezielt zu Kleidung greifen, die ein Öko-Label besitzt. Beispielsweise
sind die als 'Öko-Tex-Standard 100' gekennzeichneten oder mit dem
'Europäischen Umweltzeichen' versehenen Kleidungsstücke aus Leinen,
Wolle oder Baumwolle hergestellt. Nur in Ausnahmefällen darf hier
synthetisches Material zugefügt werden. „Grundsätzlich gilt: Neue Kleidung vor dem ersten Tragen immer
waschen“, empfiehlt Menzdorf. Textilien mit Hinweisen wie 'separat
waschen' oder 'blutet aus' besitzen, sollten ganz vermieden werden, da
diese auf die Verwendung ungesunder und nicht farbechter Stoffe
hinweisen. Auch auf Kleidungsstücke, die bereits im Laden stark
chemisch riechen, sollte verzichtet werden. WANC 02.11.10, Quelle: hautsache.de, Umwelt Medizin Gesellschaft, Ökotest
 
 
 
 
 
 
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