Herzschwäche kann Depression auslösen, mit schwerwiegenden Folgen für die Lebenserwartung (Foto: TK)
Herzschwäche kann Depression auslösen, mit schwerwiegenden Folgen für die Lebenserwartung (Foto: TK)
> Herzschwäche und Depression: Eine lebensgefährdende Kombination

Patienten mit Herzschwäche haben häufiger Depressionen als die Allgemeinbevölkerung. Die Kombination aus Herzinsuffizienz und psychischer Störung schränkt die Lebensqualität der Betroffenen aber nicht nur zusätzlich ein, sie kostet auch wertvolle Lebenszeit.

Bei 20% bis 40% der Herzinsuffizienz-Patienten tritt im Verlauf der Erkrankung auch eine Depression auf. In der Allgemeinbevölkerung sind von depressiven Störungen knapp 11% betroffen. Das bedeutet also, dass depressive Störungen bei Herzpatienten zwei- bis viermal so häufig auftritt wie bei körperlich gesunden Menschen. Doch das ist es nicht allein: Wer gleichzeitig unter Herzschwäche und Depression leidet, trägt außerdem das erhöhte Risiko, früher zu sterben. Älter Studien geben die Risikosteigerung mit etwa 15% an. Dabei war es unerheblich, ob die Patienten/innen mit Antidepressiva behandelt worden waren oder nicht.

Jetzt zeigt eine Studie des Universitätsklinikums Würzburg, dass die psychische Belastung bei Patienten mit Herzinsuffizienz unterdiagnostiziert ist und deshalb oft unbehandelt bleibt. Die Forscher ermittelten bei 864 Herzschwäche-Patienten den aktuellen Depressionsstatus, die Vorgeschichte von Depressionen sowie die Einnahme von Antidepressiva. 29 Prozent der untersuchten Patienten litten aktuell unter einer Depression, 28 Prozent (70 Patienten) aus dieser Untergruppe hatte auch in der Vergangenheit bereits depressive Episoden, nur die Hälfte davon (35) war dabei mit Antidepressiva behandelt worden. Auch unter den 71 Prozent aktuell nicht depressiven Patienten gaben immerhin 8,8 Prozent an, in der Vergangenheit unter einer Depression gelitten zu haben.



Nach einem Beobachtungszeitraum von 18 Monaten waren 68 der 253 depressiven Herzschwäche-Patienten (26,9 Prozent) verstorben, in der Gruppe der Herzinsuffizienz-Patienten ohne aktuelle Depression waren es nur 13,6 Prozent. Die schlechteste Prognose hatten Patienten mit einer aktuellen Depression und einer vorangegangenen Depression, die mit Antidepressiva behandelt worden war.

„Unsere Daten zeigen, dass Herzschwäche-Patienten mit einer Depression eine schlechtere Prognose haben als nicht-depressive Patienten mit dieser Herzerkrankung“, warnt Dr. Julia Wallenborn. „Darüber hinaus scheinen auch Personen mit einer vorangegangenen Depression, unabhängig vom aktuellen Depressionsstatus, eine schlechtere Prognose zu haben.“ Die Daten machen deutlich, dass der schon vor vielen Jahren vorgebrachte Appell, Ärzte/innen sollten Menschen mit Herzinsuffizienz generell auch auf Depressionen untersuchen, nicht fruchtet und von den Medizinern offensichtlich missachtet wird. Die Frage, ob das Screening nach depressiven Symptomen bei Patienten mit Herzinsuffizienz als Routinemaßnahme allerdings eine Lebensverlängerung bringt, das scheint zweifelhaft. Wissenschaftler betonen aber, dass zumindest die Lebensqualität verbessert werde.

Im übrigen: Ebenfalls seit einigen Jahren wird darüber diskutiert, ob es auch den umgekehrten Zusammenhang gibt - also nicht nur die Herzschwäche Auslöser von Depression sein können, sondern eine Depression auch eine Herzkrankheit nach sich ziehen kann. Belegt ist das nicht eindeutig. Es existieren allerdings viele Hinweise auf die vielfältigen Interaktionen zwischen beiden schweren chronischen Erkrankungen. 



Berliner Ärzteblatt 04.09.2014/ Quelle: Europäischer Kardiologiekongress (ESC), DGK 09/2014

 
 
 
 
 
 
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