> Syndrom des gebrochenen Herzens: Es passiert im Gehirn

Man nennt es „Broken Heart Syndrom“ oder auch „Takotsubo-Syndrom“, Ärzte sagen Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (TTC)  dazu und auf deutsch heißt es „Syndrom des gebrochenen Herzens“. Dahinter versteckt sich eine Funktionsstörung des Herzmuskels und damit eine ernstzunehmende Krankheit, die durch starken Stress ausgelöst wird. Der Name rührt daher, dass die Krankheit häufig durch einen Todesfall, eine Panikattacke, eine Trennung vom Partner, ein Überfall oder häusliche Gewalt in Verbindung mit Angstzuständen ausgelöst wird. Studien besagen, dass davon am häufigsten Frauen nach den Wechseljahren betroffen sind. Jetzt haben Neurowissenschaftler der Universität Zürich den Nachweis erbracht, dass Herzen wahrscheinlich im Hirn gebrochen werden.
 
Das Takotsubo-Syndrom (TTS) verursacht ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt, muss aber ganz anders behandelt werden. Denn anders als beim Herzinfarkt ist beim TTS kein Gefäss verschlossen, sondern die Pumpfunktion des Herzens akut gestört, bei einem Teil der Patienten führt dies sogar zu Herzversagen und zum Tod. Als Auslöser für das TTS gelten u.a. Stress, wie Mobbing am Arbeitsplatz, aber auch starke emotionale Belastungen wie der Tod eines Angehörigen; auch extrem freudige Ereignisse (z.B. eine Geburtstagsparty) können ein Auslöser für das TTS sein. In den letzten Jahren wurden zudem körperliche Belastungen gefunden, die für das TTS verantwortlich sind, z.B. Operationen, Asthmaanfälle, eine Krebsbehandlung und Stürze.

Längere Zeit ging man davon aus, dass sich das TTS nur auf das Herz beschränkt. 2015 konnte in einer internationalen Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Christian Templin, Leiter der Akuten Kardiologie am UniversitätsSpital Zürich, erstmals gezeigt werden, dass neurologische und psychiatrische Erkrankungen sehr wahrscheinlich eine Rolle beim TTS spielen. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass es einen Zusammenhang zwischen Hirn und Herz geben könnte.

Bei der Untersuchung von Hirnarealen von TTS-Patienten zeigte sich, dass bei den TTS-Patienten die Aktivität zwischen den Hirnregionen, die für die Verarbeitung emotionaler Prozesse zuständig sind, reduziert war. Untersucht wurden insbesondere die Amygdala, der Hippocampus und der Gyrus cinguli, die für die Emotionskontrolle und Motivation, für das Lernen und das Gedächtnis zuständig sind. Amygdala und Gyrus cinguli sind zudem an der Kontrolle des vegetativen Nervensystems und der Regulation der Herzfunktion beteiligt, der Gyrus cinguli auch bei Depressionen und Stimmungsschwankungen. Zusätzlich zeigten auch das  Ruhezustandsnetzwerk des Gehirns (Default-Mode-Netzwerk), das bei Ruhe oder Nichtstun aktiv ist (z.B. wenn die Augen geschlossen sind oder beim Tagträumen) als auch das limibische System (das Zentrum der Verarbeitung von Gefühlen) bei den Takotsubo-Patienten eine reduzierte funktionelle Ruhe.

11.3.2019 cs / Quelle: European Heart Journal

 
 
 
 
 
 
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